Letzte Möglichkeit zum Nachpolieren des Saisonsverlaufes!
(Vorspann- und Tagesberichte: Zuletzt aktualisiert am Mo., 09.10.2017)
(Barcelona / Spanien, 03./10.10.2017 -- Text: Von Friedl Buhl, Bilder ©: (siehe Bildangaben))
Barcelona ist für das Laser-Boot im Zusammenhang mit dem dort bevorstehenden Großevent, der Laser-Europameisterschaft, ein besonderer Ort im Verlaufe seiner Historie. Gewissermaßen begann dort vor über zwei Jahrzehnten für die damals schon international verbreitete aber dennoch wenig bedeutsame One Design-Segeljolle seine große Karriere auf höchstem seglerischem Level. Dies allerdings zum schmerzlichen Bedauern der Flying Dutchman-Community. Denn die legendäre FD-Zweimannjolle erlebte bei den Olympischen Sommerspielen 1992 in Barcelona ihren neunten und gleichzeitig letzten olympischen Auftritt. Der Weltseglerverband tauschte im Anschluss an die Spiele in Spanien die damals wie heute hightechmäßig konstruierte und ausgestattete schnellste Jolle der Welt geradezu gegen ein Pendant aus: den Laser Standard. Diesem simplen aber auf der Perfektionsebene ganz sicher nicht einfacher zu segelnden Einmanngerät fiel die künftige ehrenhafte Rolle als olympisches Männer-Boot, „Men’s One Person Dinghy“, zu.
Seine großartigen EM-Erfolge konnte der Segler vom Immenstädter Segelclub bei den Erwachsenen überzeugend fortsetzen. 2010 verpasste der damals erst 20-Jährige bei der EM in Tallin / Estland nur knapp die Bronzemedaille. Eine Medaille wäre sensationell gewesen und vielleicht auch noch zu früh. Doch zwei Jahre später, an der französischen Atlantikküste, war es soweit: Philipp Buhl, Europameister im Laser. Und 2015, im Jahr seines Vize-Weltmeisters, erkämpft er sich auch Silber bei der EM. Sieben EM-Medaillen, vorwiegend von der edelsten Sorte, liegen in seinem Trophäenschrank.
Und damit will er sich sicher nicht zufrieden geben. Nicht des Sammelns, sondern Messens wegen. Am Start sind nämlich 125 Segler aus über 40 Nationen. Sie starten in nur zwei und damit außergewöhnlich großen Fleets. Die Konkurrenz ist somit sehr beachtlich! Fast schon wie bei einer WM. Ein Blick auf die Weltrangliste zeigt, dass von den ersten 16 Athleten nur 5 fehlen (3., 5., 9., 10. und 13.), vorwiegend dier außereuropäischen.
Die Windprognosen lassen für die Wettkampftage recht unterschiedliche aber vorwiegend dezentere Bedingungen erwarten. Sicher nicht zum Problem aber wohl auch nicht zur Begeisterung für Philipp. Es wäre zu wünschen, dass sich von den aktuell hochgepeitschten politischen Turbulenzen zwischen Spanien und Katalonien sich ein paar Quäntchen auf den Wind verlagern.
Tagesberichte und Infos zur Regatta
1. bis 3. Tag (Di./Do., 03./05.10.), Qualifying Serie Races 1 bis 5
Nicht alles optimal - dennoch sehr gut!
Der erste geplante Wettfahrttag fiel den Unruhen zwischen Spanien und Katalonien zum Opfer. Das die Regatta durchführende Personal streikte.
Am zweiten Tag ersegelte Philipp bei sehr dürftigen Winden einen soliden neunten und zehnten Rang. Der Zehnte war letztlich sehr positiv zu bewerten, weil ihm ein beachtliches Aufholen nach einem misslungenen Start gelang. Eine dritte Wettfahrt zum Nachholen aufgrund des vorangegangenen Zwangs-Pausetages war wegen zu schwachem Wind nicht möglich. Philipp musste sich zunächst mit dem 16. Rang der Zwischenbilanz zufrieden geben.
Ein hervorragende Leistung liefert der Allgäuer am dritten und letzten Tag des Qualifyings ab: Achter, Zweiter und zum noch ein krönender Wettfahrtsieg zum Feierabend. Den konnte Philipp in vollster Zufriedenheit genießen. Denn seine Punktesumme ist schließlich die zweitbeste des Tages. Nur der bereits am Vortag schon führende Kroate Tonci Stipanovic konnte mit einem um wenige Punkte besseren Tagesergebnis noch etwas mehr brillieren. Philipp qualifiziert sich mit dieser super Leistung als Sechster für das nun aufgestellte Goldfleet.
Die vordersten Plätze belegen Stipanovic vor Andrew Mckenzie (Neuseeland), Giovanni Coccoluto (Italien) und dem seit zwei Wochen gekrönten neuen Weltmeister Pavlos Kontides Cypern. Philipps Trainingspartner Theodor Bauer schaffte erfreulicher Weise das Goldfleet (39.). Die weiteren beiden Deutschen, Max Wilken und Philipp Loewe segeln in der Silberflotte weiter.
Ergebnisse nach 5 Wettfahrten (zum Ende des Qualifyings)
4. und 5. Tag (Fr./Sa., 06./07.10.), Final Races 1 bis 4 (gesamt 6 bis 9)
Dämpfer vom Vortag überzeugend ausgebügelt
Der bisher ständig führende Kroate Stipanovic, der auch Titelverteidiger ist, muss etwas Federn lassen. Zwei für ihn ungewöhnliche Platzierungen (21. und 51.) warfen ihn von seiner klaren Führung in die zweite Position. Den ersten Rang beansprucht nun Francesco Marrai (Italien). Und sein Landsmann Giovanni Coccoluto folgt ihm auf Platz drei. Die weiteren Platze: der amtierende Weltmeister Pavlos Kontides (Cypern, 4.), Andrew Mckenzie (Neuseeland, 5.), Nick Thompson (England, 6.), Philipp Buhl (7.) und sein Kaderkollege Theodor Bauer (30.).
Am morgigen Sonntag geht es in die finale Runde mit noch zwei geplanten Fleetrace-Wettfahrten. Wie auch bei Weltmeisterschaften gibt es auch hier bei der Europameisterschaft kein Medalrace.
6. Tag (So., 07./08.10.), Final Races 5 und 6 (gesamt 11)
EM sollte für Philipp nicht freudig enden
Trotz der am vorletzten Tag erkämpften sehr guten Ausgangslage auf einen Medaillenrang, ist Philipp am Schlusstag kein Happy End gelungen. Er konnte sich zwar in der Endwertung noch um einen Platz verbessern, aber nicht seinen Punktrückstand zu den Podestplätzen. Im Gegenteil. Die 21. und 8. Position bei den letzten Wettfahrten waren einfach nicht ausreichend , um die härtesten Konkurrenten zu attackieren. Der Allgäuer beendete die EM als Sechster. Eine gute und in Teilen hervorragende Leistung allemal. Jedoch genügte diese nicht seinen gehobenen Ansprüchen. Die Enttäuschung ist für ihn wohl umso grüßer, weil er gerade vor zwei Wochen knapp an einer WM-Medaille verbeigeschrammt ist. Nun gilt es, die letzten Events zu durchleuchten. Wichtige Anworten hierbei: Muss an bestimmten Punkten noch gearbeitet werden, oder sind die Schwankungen zwischen perfekten Erfolgen einerseits und guten bis teils sehr guten Leistungen andererseits evtl. doch im grünen Bereich und einfach normal. Selbst wenn diese Frage mit Ja beantwortet werden könnte, wird sich Philipp mit seinem Support-Team damit wohl nicht ganz zufrieden geben wollen. Ein bereits gekrönter Europameister, Vizeweltmeister und mehrfacher Weltcupsieger will seiner Natur gemäß mehr.
Endergebnisse nach 11 Wettfahrten