Weltcup „Sail for Gold“, Weymouth

  
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Beginn eines Wettlaufes
1. bis 3. Tag: Mit Rang 7 in die Finalserie.
4. Tag: Buhl weiter auf Vormarsch!
5. Tag: Medalrace-Ticket gesichert
6. Tag: Kein Erfolg im Finale, jedoch Platz sieben in Endwertung.



Weltcup-Segler Philipp Buhlsteht vor einer großen Herausforderung und hohen Erwartungen. Das einzige Fernziel ist zum Nahziel geworden und „klopft an der Tür“. Der Sportsoldat aus Sonthofen möchte erklärtermaßen  2012  zu den Olympischen Spielen nach London / Weymouth. Der Weg dorthin führt über hohe Qualifizierungshürden. Die ersten stehen nun bei der bevorstehenden Weltcup-Regatta „Skandia Sail for Gold“ auf dem künftigen Olympiarevier vor Weymouth an der Südküste Englands. Die besondere Erschwernis für Segelsportler: Nur einer pro Nation darf starten.

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(Weymouth,  06./11.06.2011  (Text und Bilder: Friedl Buhl))

Für einen routinierten Wettkämpfer wie Buhl sind Herausforderungen nichts Besonderes. Er erinnert sich: „Hohe Ziele setze ich mir meistens. Nicht selten habe ich die höchst  möglichen Zielsetzungen gewagt. Aus Erfahrungen weiß man dann schon, wie damit am besten umzugehen ist“. Gefragt sind sicher gute Nerven und dessen ist sich auch Buhl bewusst, wenn er feststellt: „Sehr viel läuft im Kopf ab, gerade beim Segeln in einem so anspruchsvollen Meerrevier. Mental muss absolut alles im Lot sein.

Der Segler vom Alpsee mit seinem Vater als seinem persönlichen Coach kann auf ein sehr umfangreiches Paket an  Fähigkeiten und Stärken für den Wettkampf vertrauen. Mit Blick auf die Athletik konstatiert Buhl: „Ich fühle mich in einer Topform wie nie zuvor.“ Auch im Hinblick auf die Segeltechnik und das verfügbare taktische Repertoire fühle er sich bestens vorbereitet. Die zurückliegenden Weltcup-Regatten in Spanien und Südfrankreich waren noch vom Testen geprägt und konnten nochmals für verschiedene Justierungen dienen. Buhl: „Jetzt kann’s los gehen!“

Wenn am 06.Juni auf der Laser-Bahn im Küstenabschnitt vor Overcomb das erste Vorbereitungssignal ertönen wird, stehen die Sportler dort vor der Bewältigung eines athletisch und segeltechnisch sehr anspruchsvollen sowie geistig hoch komplexen Geschehens. Aufgrund der permanent veränderlichen Gezeitenströmungen des Atlantiks im Ärmelkanals und  der Vielgestaltigkeit von Winden und Wellen ist nämlich von extrem variierenden Bedingungen im Verlaufe des sechstägigen Wettkampfes auszugehen. Der Segler muss sich darauf  äußerst flexibel und möglichst optimal einstellen können,will er in der  Spitzengruppe der Weltelite mitmischen.

Buhl wird die noch verbleibende Zeit auf seine ganz persönliche Art gestalten. Hierzu gehört nach seiner Auffassung eine richtig dosierte und gekonnte Regeneration nach den strapaziösen Trainingseinsätzen  in England. Und Buhl weiß auch wie: „Wo könnte dies besser geschehen als daheim. Ich werde mich noch für ein paar Tage in meine Oberallgäuer Heimat zurückziehen, um zu reflektieren und alle „Akkus“ sorgfältig zu laden.“


 

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Am Tag davor (Sonntag)

Nach etwas Regenwetter soll morgen die Sonne zurückkehren. Wir erwarten eine Seabreeze – möglicherweise eine sehr launische. Damit kommen Komplikationen geballt: Tidenstrom, stark veränderliche und schwierig kalkulierbare Windverhältnisse und außerdem Riesen-Fleets wie kaum jemals zuvor . 160 gemeldete Teilnehmer aus aller Welt werden ausnahmsweise in nur zwei Fleets gruppiert. Dieses Anforderungspaket und jene der nächsten Tage sind geschnürt unter dem Zeichen sehr hoher Anforderungen. Das ist Hochleistungssport.

Morgen kann's los geh'n. Wir sind froh und freuen uns darauf, dass es endlich soweit ist. 

 

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 1. bis 3. Tag (Montag bis Mittwoch): Qualifying Races 1 bis 6

Weymouth fordert die ganze Kraft und Kondition der Segler, darüber hinaus ein hohes Maß an Verständnis für Wind- und Strömungstaktik. Während der erste Tag noch eine eher schonungsvolle Einstimmung bot, ging es am zweiten und dritten Tag mit anhaltendem starkem Wind von 5 bis 6 Beaufort und hohen Wellen voll zur Sache.

Thumbnail imagePhilipp Buhl findet rechtzeitig die Erfolgsspur. Einen kleinen Ausrutscher am ersten Tag legt er gefasst ad Acta. Danach greift er mit voller Power an und segelt drei zweite Plätze und zwei weitere im Bereich der Top-Ten. Er beendet damit das Qualifying mit einem hervorragenden siebten Rang.

Der Sonthofener gab sich mit dem bisherigen Verlauf sehr zufrieden, räumt aber ein: „Ein wenig ärgert mich schon, dass ich den greifbar nahen Wettfahrtsieg (in der dritten Wettfahrt) nicht realisiert habe.“ Für das Punktekonto machte ein 2. oder 1. Platz zwar wenig Unterschied. Jedoch ist ein Wettfahrtsieg immer etwas Besonderes. Buhl war vom Start weg überlegen in die Führung gesegelt. Doch auf dem Vorwindkurs ließ er etwas leichtfertig seinen Vorsprung schmelzen, was am Ende leider knapp zum Verhängnis wurde.

Schließlich wäre auch bei weiteren Wettfahrten noch mehr möglich gewesen. Einmal musste Buhl beispielsweise wegen Pumpen an der Kreuz (Bei 5-6 Beaufort!! Absolut falsche und inkompetente Jury-Entscheidung.) einen 720°-Strafkringel ziehen (Verlust von ca. 5 Positionen) und in einer anderen Wettfahrt kenterte er auf dem Downwind-Kurs und musste ebenso mehrere Boote an sich vorbeirauschen lassen.

Da sich das Tief über Irland in den Norden von Großbritannien verlagert, soll sich der starke Wind für Donnerstag etwas mäßigen.
 
Link-Hinweis:

Mehrere Races wurden mit Trackingsystem aufgezeichnet. Siehe dazu beispielsweise Laser-Race 4 (Buhl geht in Führung und beendet mit Platz 2).

TracTrac-Laser-blue-Race4


 
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4. Tag (Donnerstag): Final Races 1 und 2 (gesamt 7 und 8)

Erinnerungen an die WM vor Hayling Island werden geweckt, als Philipp Buhl an einem Tag mit dem mehrfachen Weltmeister Tom Slingsby an der Spitze des Feldes gefightet hatte.

Heute in Weymouth ein ähnliches Szenario. Buhl will einen Wettfahrtsieg. Er geht auf’s Ganze. Strömungstaktisch hat er die linke Seite auf dem Plan. Perfekter Start am Lee-Pinend. Buhl gibt an Kraft und Kondition alles und segelt schließlich dem sechzigköpfigen Weltklasse-Goldfleet an der Kreuz eindrucksvoll davon.

Doch auf dem Raumkurs gibt es eine Überraschung: Slingsby pulverisiert mit seinem faszinierenden Reacher-Speed den 80 m-Abstand zu Buhl. Auf dem anschließenden Downwind schenken sich die beiden Frontkämpfer nichts, aber Slingsby passiert zuerst das Leegate.

Das will der Segler vom Alpsee nicht auf sich hocken lassen. Mit Vollpower lässt er dem Australier auf der zweiten Kreuz erneut keine Chance und rundet im Luv erneut als Erster. Bis auf die relativ nahen Verfolger Goodison, Murdoch und Maloney hat das Feld um die Topplatzierungen nichts mehr zu melden.

Die Spannung dieses Matches erfährt auf dem letzten Vorwindkurs einen weiteren Höhepunkt. Der Weltmeister surft an seinen Herausforderer heran und kann schließlich den Sieg knapp vor Buhl verbuchen.


 Für Philipp Buhl (rechts) war es sicherlich ein ganz besonderer Reiz, mit den Weltbesten zu fighten und ihren Verfolgungsdruck  im Nacken zu spüren, als ihnen hinter her zu jagen. In Bildmitte Tom Slingsby (mehrfacher und amtierender Weltmeister) und links der Engländer Paul Goodison (ehemaliger Weltmeister und amtierender Olympiasieger).

Für Philipp Buhl (rechts) war es sicherlich ein ganz besonderer Reiz, mit den Weltbesten zu fighten und ihren Verfolgungsdruck im Nacken zu spüren, als ihnen nachzujagen. In Bildmitte Tom Slingsby (mehrfacher und amtierender Weltmeister) und links der Engländer Paul Goodison (ehemaliger Weltmeister und amtierender Olympiasieger).


Mit diesem zweiten und einem 13. Rang in der ersten Wettfahrt rückt der Oberallgäuer im Zwischenklassement an die vierte Position. Buhls Fazit: „Heute war ein schöner Tag. Alles war nahezu perfekt: Der Speed, Wille und Kampfgeist, die Taktik.“
 
  
Für den letzten Tag der Finalserie können die Segler mit wiederum gutem Wind rechnen. Dass sich auch etwas Regen dazumischen wird, stört Segler wenig, denn der Wind ist bei ihnen das Maß der Dinge. 
  
Eine nette Geschichte, die mir Philipp am Rande erzählte:
Als er heute auf den Kurs zum ersten Start hinaussegelte, vernahm er plötzlich Klappergeräusche vom Lenzventil und stellte fest, es funktionierte nicht mehr. Aber wie auf dem offenen Meer alleine reparieren?? Er nahm zuerst seine schwere Utensilientasche, die er später am Motorboot abliefert, als Rucksack. Dann kenterte er das Boot durch – natürlich, ohne nass zu werden. Auf dem Unterwasserschiff packte er die nötigen Werkzeuge aus und konnte die defekte Sache tatsächlich wieder in Ordnung bringen. Schließlich zügig (die Zeit ist ohne große Reserve kalkuliert) alles wieder einpacken und das Boot aufrichten – natürlich wieder, ohne nass zu werden. Dann ging’s weiter zu den Startvorbereitungen.

 
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5. Tag (Freitag): Final Races 3 und 4 (gesamt 9 und 10) 

Das Medalrace-Ticket in der Tasche!! Das ist das zentrale und wichtigste Ergebnis des heutigen Tages. Zum dritten Male hat Philipp Buhl dies bisher im Weltcup geschafft und des öfteren ist er knapp daran vorbeigeschrammt.

Mit einem 19. und 20. Platz erzielt Buhl bei den letzten Final Races zwar keine Spitzenplatzierungen, aber es reicht zur Absicherung des großartigen vierten Platzes, mit dem er nun im Finale gegen die zehn Topsegler dieser Weltcup-Regatta antreten kann.

Thumbnail imageDie Bedingungen waren heute vor allem wegen des schwankenden Windes schwierig. Unnötiges Risiko galt es außerdem tendenziell zu vermeiden. Vor diesem Hintergrund gesehen, und auch wegen des außergewöhnlich großen Goldfleets sind selbst Positionen am Ende der Top Twenty voll akzeptabel.

Der Start des Laser-Medalraces ist für Samstag 10:00 im künftigen Olympiahafen von Weymouth vorgesehen.


 
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6. Tag (Samstag): Medalrace (gesamt 11) 

Medalrace-Tag für Philipp Buhl. Für einen noch jungen Athleten wie ihn hat das Match im Finale der Creme del a Creme eines Weltcup-Events naturgemäß noch Seltenheitswert. Einem Großteil bleibt es für immer vorbehalten. Wer so früh wie Buhl den Einlass in den krönenden Abschluss-Wettbewerb schafft, wird über kurz oder lang hier auch als Sieger herausgehen. Niemand schafft hier den sicheren Erfolg im Handumdrehen. Aber auch das berühmte Quäntchen Glück spielt hier keine geringe Rolle, denn ein Ausgleich der nicht beeinflussbaren Faktoren wie beispielsweise lokale Verstärker oder Dreher des Windes sind während des vergleichsweise kurzen Rennens nur sehr bedingt möglich.

Heute hat es bei Buhl leider nicht geklappt. Die Enttäuschung muss für ihn wohl so groß gewesen sein, wie bei seinem ersten Weltcup-Finale in Südfrankreich aufgrund eines Frühstartes. Heute war sein Start einen Sekundenbruchteil zu spät, was ihm möglicherweise von Anfang an wichtige taktische Optionen geraubt hat. Dann kann es ganz schnell nach hinten gehen, denn die Aufholmöglichkeiten sind wesentlich beschränkter wie in einem Fleetrace mit 50 Seglern. Ähnlich war es bei Buhl heute, und dies in Begleitung von keinem Geringeren als Paul Goodison (England). Die beiden mussten sich mit dem zehnten bzw. neunten Platz begnügen.

Philipps Kaderkollege Simon Grotelüschen (Lübeck) konnte sich hingegen über den Sieg freuen. Gratulation! Er führte nach einem gut gelungenen Start, fiel zwischendurch auf einen mittleren Platz, unmittelbar vor Buhl zurück und konnte sich nochmals nach vorne segeln. Damit tauschten Philipp und Simon nach dem Medalrace ihre Plätze (vier gegen sieben), die sie nach den zehn vorangegangenen Fleet-Wettfahrten erkämpft hatten. Buhls Kommentar hierzu: „Auch der siebte Rang in einer so hochrangig besetzten Weltcupregatta ist ein super Ergebnis, mit dem ich sehr zufrieden bin. Ich wollte hier, wo es drauf an kommt, unter den Top Ten sein“ Damit ist Buhl nach dem ersten Kriteriumwettkampf um die Olympiaqualifikation voll im grünen Bereich.

Die Sieger von Weymouth heißen Tom Slingsby (Australien), Andrew Murdoch (2. / Neuseeland) und Paul Goodison (3. / England).

Das Finale der Laserklasse Männer kann über folgenden Link betrachtet werden.

TracTrac-System

 


 
Das war’s vom Sailing Worldcup in Weymouth (Gesamtbericht folgt).
Grüße aus Weymouth
 
Euer Berichtverfasser
Friedl Buhl
 
 
 
Vom Sailing Worldcup in Weymouth herzliche Grüße an alle meine Partner und Förderer, Fans und Gönner sowie meine Freunde und Bekannten und natürlich nicht zuletzt meinen Segelclub Alpsee Immenstadt (SCAI).
Ihr habt mir wieder in bewährter Manier fest die Daumen zum guten Gelingen gedrückt. Vielen Dank!
 
 
Euer Segler
Philipp Buhl

 

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