(Hyeres / Cote d’Azur, 29.10 / 01.11.2011 (Text und Bilder: Friedl Buhl))
Vom einwöchigem Gardasee-Training in Südfrankreich angekommen, ging es für den DSV-Kader ohne Pause in die Regatta um die Französische Meisterschaft im Laser als letzter Wettkampf vor der wichtigen und großen WM aller olympischen Klassen im Dezember.
Am ersten Tag übernahm bei leichtem bis mittlerem Wind der Olympia-Anwärter aus dem Oberallgäu mit einem 3. und 1. Platz die Tagesführung vor seinem Olympia-Kontrahenten Simon Grotelüschen (Lübeck) und dem Schweden Johan Wigforss.
Der zweite Tag brachte erwartungsgemäß Leichtwind, bei dem Buhl sich möglichst gar keine Fehler erlauben sollte. Aber er bewies, was er auch bei solchen Bedingungen in petto hat. Er kreuzte die Ziellinie als Dritter und in der Folgewettfahrt als Elfter (sein späteres Streichergebnis). Dies war mehr der Tag für die Kaderkollegen Grotelüschen und Malte Kamrath (Berlin), die jeweils einen 1. und 2. Rang gesegelt hatten. Im Zwischenklassement führten somit die drei Deutschen.
Im Nachhinein betrachtet konnte der dritte Tag für den Sonthofener als wichtiger Experimentiertag verstanden werden. Wind und Wellen waren mittelmäßig ausgeprägt und der thermische Einfluss infolge des sonnigen Wetters hatte immer wieder den Wind leicht verzogen, so dass auch die Großraumtaktik trotz augenscheinlich gleichmäßigen Windes diffizil blieb. Buhl belegte drei mittelmäßige Top Ten-Ergebnisse – gut, aber nicht sehr gut. Das Wertvolle und viel Wichtigere waren die späteren Auswertungen und Analysen. Buhl musste am nächsten Tag Vollgas geben, um am Rande auch noch den Meistertitel im Visier zu behalten. Vollgas wollte er auf jeden Fall geben. Er wollte es einfach wissen, und prognostizierte für sich und teils nach außen drei Siege für den Abschlusstag.
Der Wind hatte gegenüber dem Vortag auf satte 3 und später teils 4 Beaufort zugelegt. In der achten Wettfahrt rundete der Segler vom Alpsee als Fünfter die Luvmarke und überholte vier Segler gleich auf dem folgenden Raumkurs. Auf dem Vorwindkurs war der bis dato führende Kamrath an der Reihe. Buhl baute hernach die Führung gegenüber dem Feld weiter aus und siegte vor Wigforss und Kamrath.
In der Folgewettfahrt gab es für die 68-köpfige Konkurrenz so gut wie keine Chancen. Der Segler vom Alpsee führte vom Start bis ins Ziel. Auch hier ein deutlicher Abstand zum Feld. Nur der französische Topsegler Jean Baptiste Bernaz (nicht am Start in den ersten sieben Wettfahrten) war relativ nahe an ihm dran.
Dann das Abschluss-Race und noch eine Keinigkeit mehr Wind. Es sollte eine der der denkwürdigen Wettfahrten werden. Draufgänger Buhl segelte wie von einem anderen Stern. Er wollte wegen seiner Ansage wohl auch Nostradamus alle Ehre machen. Und er wollte es wissen. Von ca. 50 m Vorsprung bereits an der luvwärtige Bahnmarke baute Buhl auf allen Kursen mit seinem faszinierenden Speed und viel taktischem Feingefühl den Abstand auf insgesamt ca. 400 m (oder ca. 2 min) aus und versetzte die Konkurrenz sicher nicht nur ins Staunen.
Dem Fighter des ersten und vor allem letzten Tages reichte es am Ende „nur“ zu Silber. Den Titel gewann Grotelüschen. Platz drei ging an den Schweden Wigforss. Gratualtion den Gewinnern. Der beste Franzose landete erst auf dem achten Platz. Es ist denkbar, dass Frankreich nicht unglücklich darüber ist, wenn künftig bei ihrer nationalen Meisterschaft die hochkarätige ausländische Konkurrenz wieder etwas dünner gesät ist.
Zuhause angekommen und regeneriert, beginnt für Philipp Buhl nun der Abschnitt seiner spezifischen und individuellen Vorbereitungen für eine ganz große Sache und Herausforderung.