Trainerwechsel: Schlonski für Piesker
(Vorspann- und Tagesbericht: Zuletzt aktualisiert am 30.01.2017)
Mit Olympia und Rio versöhnt
Rio und Olympia hat er verarbeitet und daraus wichtige Lehren für den sportlichen Fortgang gezogen. Mit diesem größten und wichtigsten Sportevent hat er sich versöhnt. Es ist für ihn abgehakt, jedoch nicht vergessen. Das geht nicht, und warum auch sollte das so sein. Naturgemäß gibt es bei Sportwettkämpfen mehr Verlierer oder zumindest weniger Beglückte als Gewinner. Auch damit muss der Sportler umzugehen lernen.
Zahlreiche besondere und einmalige Eindrücke bleiben bei Philipp Buhl wohl für sein Lebtag in gemischter Erinnerung und bereichern sein Leben: Die Olympia-Qualifikation und seine faszinierend gelungenen Ausscheidungs-Regatten, unzählige Planungen, Brasilien-Reisen, die langen akribischen Vorbereitungen zu Land und auf dem Wasser. Die malerisch schöne Guanabara Bay und Faszination der Umgebung, die Eröffnungs- und Abschlussfeier im Maracana Stadion und der Familientreff in Rio mit Ankunft der Bike-Weltreisenden Schwester Angela. Die Gefühle des Countdowns und ihre zügige Konvertierung zu Anspannungen und wachsendem Erwartungs- und Erfolgsdruck. Die sechs sehr verschieden charakteristischen Segelareale mit teils hochkomplexen und extremen Anforderungen. Dann die zunächst zwar nicht berauschenden aber doch noch zufriedenstellenden Ergebnisse – kumulierende Hoffnungen. Und sicherlich eingebrannt in die Erinnerungen bleibz der extrem enttäuschende und schmerzlichste dritte Wettfahrttag vor Copacabana, der bei gutem Verlauf relativ wahrscheinlich ein positiver Erfolgswendepunkt hätte sein können. Einen Lichtblitz zu einer Wende gab es trotzdem: Frisch justiert siegte Philipp am nächsten Tag just auf derselben Bahn trotz noch frischen Desaster-Erinnerungen – eine Topleistung für sich. Doch der Aufwind entpuppte sich als temporäre Böe.
Weitere Erinnerungen: Hoffen wenigstens noch auf das Medalrace-Ticket. Doch ein gesundheitsbedingter Kraftverlust gab dem Niedergang den kräftigeren Vorschub. Erkennbar bereits, bevor es auf dem Publikumskurs Pao de Acucar zum vorletzten Aufgebot in die Startvorbereitungen ging. Das Ende hat sich zur Genüge herumgesprochen: 14. Platz für den Weltranglisten-Führenden, der sich zurecht eine Medaille zutrauen durfte … . Das war Rio de Janeiro 2016.
Und bis Tokio 2020 will Philipp an seiner Sportkarriere zunächst weiterbauen.
Piesker geht von Bord

Unter Pieskers Zeiten ist der bereits zuvor grob geschliffene Seglernachwuchs-Juwel Philipp (Deutscher Meister, dreifacher JoEM-Titelgewinner und JoWM-Dritte) als fixe Größe in die Weltspitze hochgewachsen. Es ist wesentlich auch Pieskers Verdienst, dass während seiner Trainertätigkeit der Segler vom Alpsee bzw. Segelclub Alpsee Immenstadt (SCAI) zahlreiche hochkarätige internationale Erfolge erzielen konnte. Beispielsweise: Mehrere Weltcupsiege und weitere WC-Medaillen plus viermal Erster der Kieler Woche, zweimal deutscher Segler des Jahres, Gold und Silber bei EM sowie Silber und Bronze bei WM und nicht zu vergessen die Olympiateilnahme 2016.
Damit auch von dieser Stelle herzlichen Dank an Thomas Piesker für seinen langjährigen engagierten Einsatz als Trainer und Teampartner.
Schlonski steigt ein –
Philipps Stellung im Weltklassement wird Piesker-Nachfolger Alexander Schlonski (Rostock) sicherlich zu schätzen wissen. Der ehemalige Laser-Leistungssegler hatte es in den Jahren 2007/08 in mehreren internationalen Regatten bereits mit dem damaligen allgäuer Jungspund Philipp zu tun. Eine beständig ernsthafte Konkurrenz war er für den Laser-Routinier damals noch nicht, wenngleich ihm der Newcomer aus dem Süden hin und wieder erstaunlich und vielleicht auch mal beängstigend nahe rückte. Dass der Rostocker ein Jahrzehnt später Trainer des danach zielstrebig in die Laser-Weltspitze aufgestiegenen Philipp Buhl werden sollte, hätte damals wohl nicht im geringsten jemand erahnen können.
Schlonski verpasste im Laser die Olympiaqualifikation für Peking 2008 nur knapp. Und dass der DOSB damals eine kleine Ausnahme offensichtlich kategorisch ausschloss, wurde von vielen als sehr fragwürdig empfunden. Denn welchen Sinn machte es, im Laser stattdessen keinen deutschen Athleten bei Olympia starten zu lassen?
Danach wagte Schlonski den Umstieg ins letztmals olympische Starboot, um 2012 in London evtentuell doch noch seine Olympiateilnahme plus X zu verwirklichen. Doch auch bei dieser Qualifikation sollte es für Skipper Schlonski mit seinem Vorschoter Matthias Bohn (ebenso Rostock) im Ausscheidungskampf gegen ihre deutschen Rivalen Robert Stanjek / Frithjof Kleen mit Olympia nichts werden. Schließlich beendete der Laser- und Starbootsegler seine aktive Leistungssportkarriere.
Als nun künftiger Trainer für die deutsche Laser-Equipe und damit allen voran für Philipp, möchte man dem Neuen aufgrund seiner umfangreichen Laser-Erfahrung und langjährigen professionellen Leistungssegler-Orientierung wohl einiges an positiven Eigenschaften für seine künftige Arbeit zutrauen und vor allem auch das so wichtige Einfühlungsvermögen gegenüber den Athleten.
- Vater bleibt im Team-Dreiergespann
Für Besetzungskonstanz im Team von Philipp Buhl sorgt sein Vater. Er bleibt und verschreibt sich nach wie vor mehreren Aufgaben. Schwerpunktmäßig betrifft dies Beratungen, Wettkampfanalysen und Prognosen zu den Bedingungen auf den Regattabahnen. Fotografie und Eventberichte.
„Wir wünschen uns eine lockere, aufgeschlossene und fruchtbare Zusammenarbeit mit Alex.“
Auch die fehlende erste Winterhälfte gab, abgesehen von einigen Bergläufen und Skitouren nicht das her, was Philipp an sportlichen Aktivitäten von Kindheit sehr ans Herz gewachsen ist: Alpin-Skifahren, Skaten und Schneetouren.
Und nun – für einen Allgäuer mitten im Winter, und dies aufgrund von derzeit viel Schnee und Kälte auch tatsächlich – ruft schon der traditionelle Austragungsort Miami (Florida / USA) zum Auftakt des ISAF Sailing World Cups (SWC). Eventbeginn ist auf 22. Januar (1. WF am Di., 24.) datiert.
Für das spezifische Wassertraining zum Auffrischen des Bootshandlings usw. bleiben nur wenige Tage Zeit. „Das reicht natürlich bei weitem nicht für einen perfekten Auftritt.“, gibt Philipp zu verstehen und erklärt weiter, dass die muskuläre Ausdauer, segeltechnische Feinmotorik sowie die Umsetzung des komplexen theoretischen Wissens mehrere Trainingswochen benötige. Außerdem lasse sich vieles ohnehin nur in den Wettkampfsituationen vervollkommnen.
Daher beginnt für Philipp die Segelsaison so richtig erst etwas später, mit der „TROFEO S.A.R Princesa Sofia“ im März auf der spanischen Balearen-Insel Mallorca. Und nun in Miami wird der erste SWC für den Allgäuer ein eher entspannter Auftritt ausnahmsweise ohne ehrgeizige Zielsetzung sein. Die Erinnerungen dürften positiv ausfallen, denn 2015 hatte Philipp den US-Weltcup (vor GBR, AUS, NZL, ARG, BRA, …) gewonnen.
Tagesberichte zum SWC Miami 2017
Das Event beginnt am 24.01.2017 um die Mittagszeit (nach GMT-5) bzw. + 6 h Zeitverschiebung (nach MEZ – deutscher Zeit).
ISAF Sailing World Cup Miami: 1. Tag (Di., 24.01.), Opening Races 1 und 2
Guter Beginn für Philipp
Ein Auftakt mit gemischtem Verlauf führte zum Schluss wohl dennoch zu vollster Zufriedenheit. Denn in der zweiten Wettfahrt gelingt Philipp Buhl ein souveräner Volltreffer. „Ein Wettfahrtsieg ist natürlich immer toll und etwas ganz Besonderes.“, freute er sich. Nach einwandfreiem Start segelt der Allgäuer bereits im Verlaufe der über 2 km langen Startkreuz an der Frontlinie des Feldes und rundet mit knappem Rückstand als Zweiter die erste Luvmarke. Auf dem ersten Vorwindkurs übernimmt Philipp dann alsbald die Führung und baut diese bis ins Ziel sukzessiv zu einem klaren Vorsprung aus.
Die erste Wettfahrt beendete Philipp als 18. Das ist zwar nicht berauschend. Aber in Anbetracht seines Aufholens von etwa 20 Posititionen während der abschließenden Kreuz-Vorwind-Runde stellt dies eine sehr würdigenswerte Leistung dar. Und dies vor allem auch in taktischer und strategischer Hinsicht. Ohne Mut und gesunde Risikobereitschaft wäre dies dennoch nicht möglich gewesen.
Philipp rangiert nach beiden Wettfahrten auf Rang vier. Auf den drei Führungspositionen behaupteten sich Karl Martin Rammo (Estland) vor Nick Thompson (England und Tomas Pellejero (Argentinien).
ISAF Sailing World Cup Miami: 2. + 3. Tag (Mi./Do., 25./26.01.17), Opening Races 3 bis 6
Mäßigen Einbruch sauber ausgebügelt
Am zweiten Tag wollte der Toperfolg des Vortages ganz und gar nicht weiterfunken. Die Ergebnisse 17. und 16. sind zwar bei 59 Konkurrenten nicht wirklich schlecht aber für Philipp doch eher enttäuschend. Die Rückschau zeigte, dass durchaus mehr möglich gewesen wäre, auch wenn die Starts sehr in Ordnung waren. Philipp rutschte um vier Positionen auf die acht ab.
Diesem unbefriedigenden Tag folgte eine sehr gute und gleichermaßen konstante Leistung am Folgetag. Auch wenn kein Wettfahrtsieg herauskam, dürfen bei den vorwiegend leichten und in der zweiten Wettfahrt zudem noch instabilen Windverhätnissen die Plätze sechs und neun als sehr hoch bewertet werden. Philipp liefert damit das drittbeste Tagesergebnis ab. Mehr darf schlicht nicht erwartet werden. Nur der Franzose Bernaz und Cypriote Kontides waren tagesgesamt besser und zogen mit den traumhaften Punktesummen 1+1 bzw. 2+2 Leistungsglanz an sich. So etwas gelingt in der leistungsdichten Laser-Klasse nur selten und man muss auch ein dickeres Quäntchen Glück auf seiner Seite haben.
Philipp kletterte heute um vier Zähler nach vorne auf Zwischenergebnisrang vier. Es führen Bernaz (zurzeit überragend) vor Kontides, Thompson (England) und Buckingham (USA).
ISAF Sailing World Cup Miami: 4. Tag (Fr., 27.01.17), Opening Races 7 und 8
Niederschlag gelassen weggesteckt und frisch aufgetrumpft
So hatte sich Philipp den Start in die heutigen Wettkämpfe wohl nicht vorgestellt. Eine BFD-Disqulifikation wegen etwas zu frühem Anziehen an der Startlinie verurteilte ihn wie mehrere weitere Konkurrenten zum Verzicht auf den folgenden Neustart. Abwarten oder Zuschauen bis zum zweiten Rennen stand nun im Zeitvertreib-Angebot. Philipp entschied sich für’s Beoachten und nutzte damit die Zeit sinnvoll. Denn Eindrücke aus ganz anderen Blickwinkeln, wie sie auch die Coaches haben, können sehr interessant und aufschlussreich sein. Das ist das Positive, wenn man als Frühstarter gesehen wird und büßen muss. Und man weiß auch, dass die eigenen Starts, sofern man nicht außergewöhnlich früh gezündet hat, scharf sind. Dies ist bei Philipp zurzeit erfreulicherweise gegeben, denn Probleme mit pfiffigem Losleghen gab es in Miami bisher nicht.
Die Sache abgehakt und davon nicht mehr weiter beeindruckt, packte Philipp die zweite Wettfahrt (Race 8 gesamt) an. Nach diesmal perfektem Start segelt der Allgäuer nach einem eigenwilligen und im Vergleich zu den Topkonkurrenten konträren Plan die Startkreuz unter sehr schwierigen Bedingungen. Seine Rechnung geht schon an der Luvmarke weitgehend auf. Philipp rundet die Luvmarke als 13. und damit im grünen Bereich. Die in der Zwischenbilanz Führenden, Bernaz (FRA), Thompson (GBR) und Kontides (CYP), kämpfen derweil auf der ungünstigeren Kurseite und / oder im geschädigten Wind der Voraussegelnden.
Über die weiteren vier Kursabschnitte arbeitet sich Philipp bis auf den vierten Platz nach vorne. Damit und auch aufgrund seiner bis gestern sehr positiven Bruttopunktzahl verbessert er sich in der Zwischenbilanz vom fünften auf den dritten Platz. Nach wie vor führt der Franzose Bernaz überlegen. Der Cypriote liegt auf Platz zwei mit nur einem hauchdünnen 1 Punkt-Vorsprung vor Philipp.
ISAF Sailing World Cup Miami: 5. Tag (Sa., 28.01.17), Opening Races 9 und 10
Entwürdigender Fleetrace-Ausklang für Philipp
Stark geschwächte Ausgangsposition für Podium
Die erste Wettfahrt bei leichtem Wind stellte sich bei der Startkreuz als heißer Kampf nicht nur um die Positionen heraus, sondern vor allem auch gegen außerordentliche häufige starke Winddreher. Wer diese nicht sicher erkennt und einschätzt und schließlich nicht augenblicklich zum richtigen oder möglichen Zeitpunkt durch Mitwenden in Vorteil verwandelt, hat ganz schnell das Rennen haushoch verloren. Entsprechend sah die Feldformation aus. Die mit weniger Feingespür und Erfahrung im Umgang mit sehr drehenden Winden hinkten an den Kursrändern auffällig stark nach.
Philipp rundet als Dreizehnter. Das war voll in Ordnung. Natürlich kann ein solcher Kreuzenkampf über fast 2 km evtl. noch besser, aber eben auch ganz leicht deutlich schlechter ausfallen. Denn alle Hebel hat hier keiner vollständig selbst im Griff. In einem Fleetrace kämpfen hier 59 Boote in teils enger Anordnung gegeneinander und es gilt demzufolge, auch die Regeln zu beachten. Somit kann der Segler nicht immer punktgenau auf einen Winddreher reagieren, weil er sonst vielleicht kollidiert oder sich in eine noch ungünstigere Windsituation manövert.
Der Allgäuer behauptete sich über alle weiteren Kursabschnitte und beendete dieses vorletzte Fleetrace als Zwölfter. Mehr darf man bei diesen Bedingungen auch von besten Seglern einfach nicht erwarten.
Sehr schlecht verlief für den Segler vom Segelclub Alpsee Immenstadt das letzte Rennen in der Gesamtflotte. Mit der vorangegangenen Wettfahrt behauptete er sich noch überzeugend auf dem dritten Platz in der Zwischenbilanz. Doch die letzte Wettfahrt sollte Philipp schwer zum Verhängnis werden. Kein schlechter Start. Nein, ganz und gar nicht. Bis zum ersten Drittel segelt er im Frontbereich des Feldes mit. Doch dann schaltet er in einen Strategiegang, der für die zwischenzeitlich grundlegend veränderte Windsituation einfach das Falsche war. Er erstickte sukzessiv im gnadenlosen Schlund des Feldes. Als etwa 20. erstmals im Luv zu runden, wäre noch kein Beinbruch. Jedoch bei den zwischenzeitlichen ruhigen Leichtwindbedingungen (6 bis 7 Knoten bzw. 2 Bft) wird das Aufholen eigentlich schier unmöglich. Es gelingt Philipp jedenfalls überhaupt nicht; er hatte bei dieser Wettfahrt keinerlei glückliches Händchen. Immer wieder und teils noch konzentrierter machen ihm Windschädigungen der Voraussegelnden nachteilig zu schaffen. Am Ende wir er nur 46. Eine niederschmetternde Platzierung, die zu ihm nicht passt. Wie schnell dies auch einem Topsegler passieren kann, zeigt beispielsweise der Regattaverlauf des zwischenzeitlich drittplatzierten Engländers Nick Thompson, der zuvor einen 50. und 51. einstecken musste.
Jetzt wirke sich Philipps Früstart-Disqualifikation in der siebten Wettfahrt sehr schmerzlich aus. Denn ein weiteres Streichen eines Ausrutscher-Ergebnisses ist nicht mehr möglich. Der schmerzlich Geschädigte fällt wieder um zwei Positionen auf den fünften Rang gesamt zurück und belastet mit 46 Punkten seine Bilanz schwer. Damit ist die hervorragende Ausgangsposition für einen morgigen Podiumsplatz nach dem Finale sehr geschwunden bis fast unmöglich.
Zwischenergebnisse nach 10 Wettfahrten (Ende der Fleetraces)
ISAF Sailing World Cup Miami: 6. Tag (S0., 29.01.17), Medalrace
Ein gut und schnell gesegeltes Medalrace reichte nicht
Mit Gesamtergebnis zufrieden
Platz eins und zwei der Gesamtwertung waren bereits an Bernaz (FRA) und Kontides (CYP) vergeben. Sie erzielten über die zehn Flotten-Wettfahrten im Rahmen der Opening-Serie eine jeweils ausreichend überlegene Punktzahl. Was die Medaillenränge betraf, drehte sich im Finale der Kampf nur noch um die Bronzemedaille. Reale Chancen darauf hatten noch die Segler Thompson (GBR, 3.), Chiavarini (GBR, 4.), Philipp (GER, 5.) und evtl. noch Jurisic (CRO, 6.).
Philipp hätte auf jeden Fall eine gute Platzierung gebraucht und Thompson sowie sein Landsmann Chiavarini eine relativ schlechte erzielen müssen. Dies hätte für den Allgäuer fast geklappt, wenn er nur selbst auf Position zwei gesegelt wäre, denn die beiden Engländer kamen auf fünfter bzw. neunter Position zu liegen. Was war los mit Philipp?
Problem war der Start, übrigens der einzig nicht ganz einwandfreie im Verlauf der gesamten Serie. Aber dies ist nur die halbe Wahrheit. Philipps Boot stand zum Startschuss vielleicht etwa 0,5 bis 2 m hinter der Linie und zudem zwischen den beiden britischen Gegener-Booten, von Thompson im Lee und seinem Landsmann Beckett im Luv. Die Problemverstärkung zu Philipps kurzem und 100 % korrekten Sicherheitsabstand war ein höchstwahrscheinlicher Frühstart von Beckett (GBR 210139, um etwa 2 bis 3 m, was die Wettfahrtleitung entweder nicht gesehen hatte oder einfach nicht ahnden wollte. Den Beleg liefert eindeutig sowohl das SAP-Tracking als auch die Videoaufnahmen zu den Medalraces. Philipp war somit von Beginn an im geschädigten Wind. Sein Rückfall ist unabwendbar. Nach einer halben Minute muss er am Heck der beiden wegwenden und landet zunächst in letzter Position und Abwind der anderen.
Doch der Allgäuer kämpft und lässt sich nicht entmutigen. Den favorisierten strategischen Plan kann er natürlich jetzt nicht mehr umsetzten. Philipp rundet als Letzter in den ersten Vorwindkurs, Hauptgegener Thompson als Dritter. Aber das Noch-Schlusslicht verringert zusehens den Rückstand und macht bis zum Leegate sogar schon eine Position gut. Deutlich mehr gelingt ihm auf der zweiten Kreuz beim Spiel mit den kräftiger werdenden Winddrehern. Das Tracking führt den Aufholer zwischendurch an dritter Stelle und Thompson in der Roten-Laterne-Position.
Doch ganz so günstig verlief die Finalwettfahrt für Philipp nicht weiter. Nach mehreren Positionswechseln auf der restlichen Kreuz und dem anschließenden Downwindkurs passiert er die Ziellinie dann doch nur als Sechster. Und dies mit nur bescheidenem Rückstand von ca. 20 m zu den drei Booten vor ihm. Das reichte leider nicht. Podium aus und vorbei. Bronze holt sich aber nicht Thompson, der nur den neunten Finalplatz ersegeln konnte.
Den Weltcup von Miami gewinnen Bernaz (2. im Finale) vor Kontides (10. im Finale) und Chiavarini (5. im Finale). Philipp belegt mit einem teils unglücklichen und auch fragwürdigen Verlauf des Finalrennens den sechsten Rang. Ein recht gutes Ergebnis und kein Problem. Philipp hatte sich für den Saisonsbeginn bewusst noch kein hohes Ziel gesetzt.
Endergebnis nach Finale bzw. 11 Wettfahrten