Bauchlandung ist längst kein Niedergang

Philipps 14. Platz: Problem oder Chance?

Große Enttäuschung so nicht gerechtfertigt!

(Enoshima / Japan, 27.08 / 01.09.2019 -- Text ©: Von Friedl Buhl, Bilder ©: (siehe Bildangaben))

Keine Sorgen wegen der jüngsten unbefriedigenden Platzierung und einem nur bescheidenen Saisonerfolg 2019, Philipp. Zu seinem Saisonabschluss reichte es ihm beim 1. Sailing Worldcup (SWC) der Serie 2019/20 in der pazifischen Bucht Sagami vor Enoshima in Japan nur zum 14. Rang. Der aktuelle EM-Bronzemedaillen-Gewinner peilte auch für diesen im Prinzip weiteren Test auf dem künftigen Olympiarevier wieder einen Podestplatz an. Alles andere zählt für Philipp schlussendlich wenig oder gar nichts, wenn das Ergebnis auch noch im zweistelligen liegt. So kennt man den Sonthofer mit seinen stets sehr ehrgeizigen Zielsetzungen. Und aus denen macht er auch öffentlich grundsätzlich keinen Hehl. In seinem Newsletter schreibt er: „Ehrlich gesagt, enttäuscht mich meine Leistung in diesem Jahr sehr!“

Der 14. Platz, davor beim Olympia-Testevent Siebter und „nur“ eine Bronzemedaille während 2019 sind für den  Dauerbrenner (DSV-Bericht) keine zufriedenstellenden   Ergebnisse bzw. keine üppige Edelmetall-Bilanz. Aber die massiven Zweifel an sich selbst in Verbindung mit der von ihm geäußerten großen Enttäuschung über seine Leistungen sind in dieser Weise wohl nicht berechtigt.

Die Wettfahrtverläufe

Für Philipp war bereits der Auftakt mit einem 22. und 49. Platz gänzlich verkorkst. Der Start zur zweiten Wettfahrt war im Gedränge der bevorzugten Startlinie misslungen, was bei leichtem Wind um vorwiegend 2 Bft in den Abwinden des 51 Boote starken Feldes nicht mehr auszubügeln war.

Am zweiten Tag war wegen stürmischem Wind und hohen Wellen (Taifun fegte über Japan) kein Segeln möglich. Von nun an sollte es vorwiegend kräftigen Wind mit teils starken Böen geben. Eigentlich eine gute Sache für den Allgäuer.

In der vierten Wettfahrt, am dritten Tag ließ der bis dahin ziemlich gebeutelte mit einem fulminanten Sieg wieder aufhorchen. Doch danach folgte leider wieder ein Einbruch (31.) mit Zwischenbilanzgesamtrang 18.

Auch der vierte Tag brachte alles andere als eine Erfolgswende – nur 23. und 19. Die Probleme ergaben sich in erster Linie – und dies auch bereits am Vortag teils – aufgrund strategischer Unsicherheiten. Die Segeltechnik ließ keine Wünsche offen.

Zum Abschluss der Fleet-Races am fünften Tag kehrte Philipp auf etwa einem ihm gerecht werdenden und ordentlichen Leistungslevel zurück. Er erzielte mit den Plätzen 13, 6 und 9 eine gute Tagesleistung und konnte sich insgesamt dennoch nur mehr auf den 14. Platz verbessern Zum anschließenden Medaillenrennen der besten Zehn fehlten ihm stattliche 25 Punkte. Kein Beinbruch, aber dennoch eine Bauchlandung, ein kleines Desaster für einen Segler, der prinzipiell und bewiesenermaßen auch ganz vorne mitmischen kann.

Bemerkenswert, dass die Podiumsplätze nicht die Sieger vom Olympia-Testevent vor zwei Wochen auf demselben Revier erobert haben, sondern: 1. Pavlos Kontides (Zypern, beim Testevent noch zwei Plätze hinter Philipp [7.]), 2. Matthew Wearn (Australien) und 3. Jean Baptiste Bernaz (Frankreich, ebenso hinter Philipp beim Testevent). Philipps Trainingspartner, Nik Aron Willim, belegte den 36. Rang.
Auch diese Wechsel in den Topplätzen sind ein eindrucksvoller Beleg für die beispiellose wie gnadenlose Leistungsdichte in der olympischen Laser-Klasse der Männer.

Ursachenanalyse und Konsequenzen

Die Fragen nach den genauen Ursachen und Antworten darauf erfordern zuerst richtiges und präzises Hinsehen und Analysieren. Dem müssen dann Verbesserungsmaßnahmen mit geeigneter Methodik folgen. All dies ist so komplex wie der Segelsport selbst. In dieser Hinsicht lässt sich seinesgleichen in der Sportarten-Palette ohnehin kaum finden. Wirkungsvoll in den Griff zu bekommen ist dies nur vom Team, bestehend aus dem Athleten selbst in erster Linie und seinen an der Sportausübung beteiligten Supportern: Trainer, Wettkampf-Betreuer, Sparringspartner, Analyst, usw.

Der erfolgreichste Skirennläufer aller Zeiten, Marcel Hirscher – beendete übrigens kürzlich überraschend seine höchst erfolgreiche Sportkarriere – sagte in einem früheren Interview: „Ich kann nur so gut sein, wie mein Team.“ Es bestand angeblich aus 15 Personen, was sich – ganz nebenbei erwähnt – Segler (zumindest in der nur mittig rangierenden Segelnation Deutschland) nicht leisten können. Egal, es ist, wie es ist. Nur die erbrachte Team-Gesamtleitung ist, wie sie ist, keinesfalls egal. Sie muss jetzt ohne Wenn und Aber notwendige Verbesserungen, und zwar genau an den richtigen Stellen, zustande bringen. Dann hat der allzeit beste Laser-Segler Deutschlands realistisch gute Chancen auf olympisches Edelmetall oder etwa auch noch den neben drei WM-Medaillen ausstehenden WM-Titel.

Die tiefgreifenden Nachanalysen zeigten: Philipp segelt bei ordentlichen bis zu extremen Bedingungen hinsichtlich Wind und Wellen einen unübertroffenen Bootspeed. Auch bei Leichtwind (unter 3 Bft Stärke) segelt er faszinierend schnell und muss praktisch niemanden wirklich fürchten. Die Taktik ist überwiegend clever angelegt. Starts sind gut aber fast durchwegs sehr korrekt – nicht selten eher überkorrekt (gewisses Problem, insbesondere bei inkonsequent agierendem WF-Komitee!). Und dazu bestehen natürlich noch zahlreiche weitere Erfolgseinflüsse on top zu den rein seglerischen Abläufen. Diese gehen etwa mit dem verlässlichen Antizipieren der diversen Bedingungskomponenten und ihrer gegenseitigen Beeinflussungen (z. B. Winddrehungen, Strömungseinflüsse, usw.)  und der daraus resultierenden Strategievorplanung und ihrer Trefferwahrscheinlichkeit einher. Und hierzu muss der Athlet qualitativ hochwertig geliefert bekommen, wie ein erfolgreicher Fußballstürmer die gutplatzieren Pässe seiner Mannschaft. Der kann nämlich auch nicht für die Tore allein sorgen. Und wenn sie denn ausbleiben, ebenso wenig alleine dafür verantwortlich und nur über sich enttäuscht sein.

Sagami präsentiert sich für die olympischen Segler als hoch diffiziles Revier, zumindest auf einigen der insgesamt sechs Kursarealen. Vieles spielt sich eben mehr im Latenten ab, jedoch mit vielfach deftigen Auswirkungen. Das macht das Geschehen sehr schwierig. Ganz sicher nicht weniger als jenes von 2016 in der Guanabara hinter Rio de Janeiro. Nur teils anders.

Und nun Philipp, ...

... sei also nicht nur Du und vor allem nicht zu sehr über dich enttäuscht. Das ginge wahrlich am Kernpunkt vorbei. Sehe deine aktuelle Situation nun auch als Chance, unter etwas geänderten Vorzeichen gewisse Dinge neu zu verdrahten und neue hilfreiche Feinheiten zu ergänzen. Mit der Seglerleidenschaft und hohen Motivation des zurzeit „nur“ Achten der Weltrangliste sollte Zuversicht berechtigt sein.
Was jüngst geschah, ist kein Niedergang. Vielmehr gilt auch hier: Wer den nächsten hohen Gipfel in Angriff nehmen will, muss zuerst wieder ins Tal - 😉. ...
 
 
 Ergebnisse ...
- (am zweiten Tag wegen zu starkem Wind und zu hohen Wellen keine Wettfahrten)
 
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