EM 2020: Philipp Buhl überzeugt im Finale

Sehr schwierige und teils grenzwertige Bedingungen 
Verteidigung der EM-Medaille 2019 nicht gelungen  
Beachtliche finale Aufholjagd führt noch in die Top Ten 
 
 (Gesamtbericht: Zuletzt aktualisiert am So., 18.10.2020)
 
(Danzig / Polen, 08. / 13.010.2020 -- Text ©: Von Friedl Buhl, Bilder ©: (siehe Bildangaben))

Vorweg eine Anerkennung dem „National Sailing Center“ in Danzig. Die dort Verantwortlichen, Helfer usw. hatten den Mut und die Bereitschaft zum erhöhten Aufwand und einem gewissen Risiko, um die European Championship der Männer und Frauen über die Bühne zu führen.

Nun aber den Blick auf die Geschehnisse um die Athleten und den Medaillen-Mitfavoriten Philipp Buhl. Der Weltmeister musste sich in einem starken Feld über 126 Booten aus 37 Nationen mit dem 7. Platz zufrieden geben. Das mag etwas enttäuschend klingen. Eine rein rangorientierte und somit oberflächliche Leistungsbewertung würde der Sachlage in der Danziger Bucht allerdings nicht gerecht.
Denn die Windbedingungen waren teilweise ausgesprochen schwierig und sogar auch grenzwertig hinsichtlich der Durchführbarkeit einzelner Wettfahrten. Dies zwingt vor allem die weniger Leicht-/Schwachwind-Spezialisten zu hochriskanten Starts. Den EM-Bronzemedaillen-Gewinner von 2019 (Porto) überzog das Schicksal mit zwei Frühstart-Disqualifikationen (BFD) bereits im Qualifying.  Dies hätte den Oberallgäuer fast durchs Tor ins Silberfleet (ab Rang 64) gewiesen. Es wäre ihm erstmals in seiner gesamten Karriere passiert. Vier von zwölf deutschen Seglern lagen vor der Wegtrennung in die Goldflotte vor Deutschlands Nr. 1. So schnell und rasant erfolgt ein Absturz, wenn gute Bedingungen  fallen und im logischen gleichen Zuge die Risikobereitschaft steigen muss.

Dass der zunächst arg Gebeutelte in der geballten Konkurrenz der Führungsflotte wieder steil nach oben, bis gut in die Top Ten kletterte, spricht für sein Können und nicht zuletzt auch für sein unbeirrbares  Motivationsvermögen: „Kämpfe weiter!. Es ist noch nicht vorbei. Noch lange nicht.“, schrieb er mir am Ende des dritten Tages, nach seinem zweiten Start-Niederschlag.

Mürbende Qualifying-Serie

Bereits am ersten Tag klemmte es bei Phillipp in der ersten von zwei Wettfahrten. Er passierte das Ziel erst als 22. Der folgende 6. Platz war gut. Dass es anderen Topseglern wie  beispielsweise, Stalheim (21. und 1., Schweden), Kontides (2. und 21., Zypern), Bernaz (8. und 20., Frankreich) oder Stipanovic (8. nd 32., Coratien) nicht besser erging, belegt schon die ungewöhnlichen schwer kalkulierbaren Windkapriolen in Form enormer Stärke- und vor allem  Richtungsschwanker. Nur der Engländer Chiavarini kam vermutlich auch mit einer guten Portion Glück herausragend gut mit den Wettergegebenheiten zurecht (zweimal 1.).

Ergebnisse nach 2 WF bzw. 1. Tag

Wie außergewöhnlich wichtig bei den nun ähnlichen Bedingungen für den zweiten Tag ein punktgenauer Start war, um alle Optionen möglichst offen zu halten, lag auf der Hand. Damit allerdings steigt auch das Frühstartrisiko rasant an. Prompt erwischte es Philipp mit einer BFD-Strafe bzw. der Höchstpunktzahl 64. Grundsätzlich stellt dies eine nachhaltige hohe Punktekonto-Belastung dar. Philipp durfte in dieser dritten Wettfahrt das Schicksal des Erwischt Werdens noch mit drei weiteren Seglern teilen.

Beim anschließenden vierten Rennen errang Philipp Platz 11 – nicht berauschend aber durchaus noch akzeptabel. Im Zwischenklassement kam er auf dem 29. Rang zu liegen. Den Auftakt hatte er sich bestimmt mit viel besserem Verlauf vorgestellt.
Der Dominator des ersten Tages wurde aufgrund seiner bescheideneren Ränge (20. und 11.) um drei Positionen nach hinten gereicht. Vorne lag nun der Kroate Jurisic (zweimal 3.).

Ergebnisse nach 4 WF bzw. 2. Tag

Für den dritten Tag war der Wind noch eine Stufe schwächer prognostiziert. Die sechste und letzte Qualifying-Wettfahrt musste wegen ungeeignetem Wind ausfallen. Doch für Philipp sollte auch die durchgeführte Wettfahrt für einen weiteren Höchstpunkte-Zuschlag reichen: Erneut BFD-Disqualifikation. Und dies ärgerlich in zweifacher Hinsicht. Denn aus seiner Sicht war der Penalty mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit unberechtigt. Ein Wiedergutmachungsantrag gegen die Wettfahrtleitung scheiterte knapp. Die Startprozedere-Dokumentationen der Wettfahrtleitung, weder die visuelle noch die verbale, konnten nicht ausreichend klar belegen, dass er die Startlinie zu früh gequert hätte.

Philipp konnte bis dahin nur einen der 64-Punkte-Schwerstgewichte streichen. Die Medaillenhoffnungen waren ab jetzt zwar nicht ganz zunichte, jedoch in weite Ferne gerückt. Nur eines weckte in ihm eine Art untergeordnete Zufriedenheit. Philipp hatte sich mit Rang 60 ziemlich knapp für die Goldflotte der nächsten Tage qualifiziert. Ansonsten hätte der Weltmeister und jüngst auch sechsfacher Kieler Woche-Sieger für sich ein wohl nicht geringes Desaster empfunden. Nicht nur, weil er das Silberfleet bereits von Junior-Zeiten an ausnahmslos hinter sich lassen konnte.

Von den zwölf deutschen Seglern erreichten das Goldfleet Nik Aaron Willim (17., Philipps Trainingspartner), Nico Naujock (36.), Julian Hoffmann (50., Philipps Clubkamerad) und Justin Barth (61.).

Ergebnisse nach 5 WF bzw. 3. Tag, Ende des Qualifyings

Ab jetzt im Goldfleet - unter verstärkter Konkurrenz

Für die nun anstehenden drei Tage bzw. sechs Wettfahrten der Finale-Serie konnte der sicherlich Enttäuschte mit anderer Zieljustierung ans Wettkampfwerk gehen. Philipp dazu: „Mir war natürlich bewusst, dass die Medaillenhoffnung noch nicht völlig begraben waren. Aber es mussten alle sechs Finale-Wettfahrten zustande kommen und somit auch ein zweiter Ergebnisstreicher.“. Und es musste in der Führungsflotte der nunmehr leistungsstärksten Teilnehmerhälfte alles gut bis sehr gut verlaufen. Bessere Windverhältnisse waren zunächst nicht in Sicht, eher im Gegenteil.

Der Erfolgspfad des EM-Medaillen-Verteidigers wies nach vorne, wenn auch sehr mühsam aufgrund der unrühmlichen Verhältnisse. Der 9. und 14. Platz am 4. Tag kann im Rahmen des Goldfleets als sehr gut bewertet werden.

Der Folgetag verlief jedoch wieder sehr zäh (27. und 23.). Nicht wirklich schlecht und doch ab jetzt nicht mehr hinreichend für den Verbleib von Medaillenchancen. Die Wetterlage mit extremen Windstärkeschwankungen und damit auch einhergehende starke Winddreher wollte kein Ende nehmen. Auch ein Großteil der anderen Topsegler musste ein bis zwei gediegene zweistellige Ergebnisse hinnehmen. So z. B. der zweifache frühere Weltmeister Kontides (40. Und 32., Zypern).

Philipp halbierte zwischenzeitlich seine Platzierung, arbeitete sich vom 60. auf den 31. Platz nach vorne. Und was blieb ihm anderes über, als es möglichst gelassen hinzunehmen und trotzdem den Blick streng nach vorne zu richten: „Ja, Medaille ist leider dahin. Aber eine weitere Verbesserung ist noch drin.“, resümierte der Weltklassesegler vom Alpsee.

Ergebnisse nach 9 WF bzw. 5. Tag 

Starker Endspurt!

Für den Abschlusstag hatte der Wettergott doch noch Einsehen und bescherte den Seglern und sicherlich ebenso der Wettfahrtleitung den ersehnten ordentlichen Wind. Diesen konnte Philipp in großartiger Weise nutzen. Er kreuzte die Ziellinie als Sieger und Siebter. Mehr noch: 2020 05.0878 3als klar Tagesbester und Siebter im abschließenden Gesamtergebnis. Einen schöneren Ausklang der sehr schwierigen EM hätte er kaum erwarten können. Er sagte: „In der Gesamtschau bin ich mit meiner Leistung nicht unzufrieden. Auch wenn ich keine Medaille aus Polen nach Hause mitbringen kann.“

Auf dem Podest standen ausschließlich Engländer: Titelgewinner Elliot Hanson, Michael Beckett (2.) und Lorenzo Brando Chiavarini (3.). Eine sehr ungewöhnliche und bemerkenswerte nationale Leistung.
Die weiteren Platzierungen: 4. Filip Jurisic (Kroatien), 5. Sergei Komissarov (Russland), 6. Charlie Buckingham (USA), 7. Philipp Buhl (Deutschland), 8. Joel Rodrigues (Spanien), 9. Tonci Stipanovic (Kroatien), 10. Jonatan Vadnai (Ungarn), ... die deutschen Segler (bis 64. Bzw. Goldfleet) 34. Willim, 55. Barth, 60. Naujock und 61. Hoffmann.

Endergebnisse nach 11 WF bzw. 6. Tagen

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