Nicht auserwählte Experten oder Sportjournalisten, sondern die uneingeschränkte Öffentlichkeit und damit jeder durfte innerhalb vier Wochen bis Mitte Januar 2021 bei der Wahl zum „Segler des Jahres 2020“ abstimmen. In einem packenden und kaum noch für möglich gehaltenen Schlussspurt stimmte die Fan- und Segler-Gemeinschaft Deutschlands Ausnahmesegler Philipp Buhl auf das Siegerpodest. Und dies wegen seines historischen WM-Titels im Februar 2020 in der pazifischen Phillips-Bucht vor Melbourne, Australien. Bei allem Respekt vor den Leistungen der weiteren zwölf Nominierten darf man sagen: Zurecht, der Laser-Weltmeister hat’s sicherlich verdient!
Zu den sportlichen Leistungen des Oberallgäuers im Verlaufe des für die Wahl entscheidenden Jahres 2020 kann wegen der Corona-Einschränkungen nicht sehr viel erzählt werden. Dafür aber umso Gewichtigeres: Der WM-Titel und (vergleichsweise eher am Rande - aber trotzdem großartig!) der Kieler-Woche-Siegerrekord. Zum sechsten Male in einer olympischen Klasse gelang ihm der Sieg bei Deutschlands größer internationaler Regatta. Und sein WM-Titel weist wahrlich beachtliche historische Besonderheiten auf:
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Nach 20 Jahren endlich wieder ein Weltmeister aus Deutschland in einer olympischen Segel-Klasse und
- erster deutscher WM-Sieg in der über 40-jährigen Geschichte der Laser-Jolle. Das Boot ist seit 1996 anstelle des Flying Dutchman olympische Klasse der Männer.
Näheres dazu in den Berichten auf Philipps Webseite unter ...
„Friedl, wie ist es möglich, dass von einem Kuhdorf ein FD-Segler wie Du kommt“
Nebenbei gesagt würde ich meinen damaligen Wohnort zwar nicht als Kuhdorf bezeichnen, sondern, etwas weniger abwertend, als nettes Dörflein (acht Anwesen, vorwiegend landwirtschaftliche). Seltmanns Ausspruch hatte sehr wohl einen klaren Hintergrund, und er traf gewissermaßen den Nagel auf den Kopf. Denn beim SCAI am Großen Alpsee, dem bundesweit bestens bekannten und angesehenen Verein schon wegen seiner großen FD-Regatten, bestand die seglerische High Society aus See- und nahen Ortsansässigen.
Die rhetorische Frage von Seltmann dürfte man nun aber vor allem auf Philipps Werdegang übertragen:
Wie ist es möglich, dass aus Sonthofen (am Fuße der Oberallgäuer Alpen und fernab von großen Gewässern) ein Weltmeister einer olympischen Segel-Klasse kommt?
Die Wirklichkeit zeigt, dass mitunter auch Dinge gehen, die schlechthin nicht wirklich für möglich gehalten werden. Wie dennoch? - Eine simple und gute Frage. Nur lässt sie sich mit wenigen Sätzen nicht beantworten. Dazu könnte nämlich gut und gern ein Buch geschrieben werden. Über eine Palette an Gegebenheiten, Weichenstellungen, das ausdauernde Agieren von Mitwirkenden und natürlich last but not least: den eisernen Willen, die Lern- und Fokussierfähigkeit, ... des Athleten selbst.
... zum „Segler des Jahres 2020“.
Und ein Dankeschön an alle Fans und Gönner für eure Stimme an Philipp.
Glückwunsch aber auch an alle Nominierten zu ihren beachtlichen und teils sehr großen seglerischen Leistungen, insbesondere an den Zweitplatzierten, Torben Mühlbach mit Crew (Hamburg) und Drittplatzierten, Lennart Burke (Stralsund).
Alle Abstimmungsergebnisse zu Segler(in) des Jahres 2020