Trotz 5 WF-Siegen und Führung vor dem Finale
bleibt Philipp Buhl am Ende "nur" Platz 4
(Hyeres, 25./30.04.2022 -- Text: Friedl Buhl, Bilder ©: (siehe Bildangaben))
Der Französische Seglerverband FFVoil, Organisator der Traditionsregatta „Semaine Olympique Francaise“ (SOF), schrieb einst in seinen Berichten, nachdem Philipp schon als Jugendlicher vor Hyeres einen zweifachen JoEM-Titel und einen Europacupsieg errang und dann 2012 erstmals auf dem Weltcup-Siegertreppchen stand: „Philipp Buhl seems to be at home in Hyeres.“ Der Weltmeister von 2020 sagt: „Ich mag das Segelrevier.“ Sicherlich nicht nur wegen seiner oftmals (aber nicht immer!) guten Bedingungen, sondern auch aufgrund der genannten und weiteren schönen Weltcup-Erfolgen. Aber er musste dort auch Enttäuschungen und Niederschläge hinnehmen. „... die keinem Leistungssportler erspart bleiben.“, konstatiert der Segler vom Segelclub Alpsee Immenstadt (SCAI) und Norddeutschen Regattaverein (NRV).
Bei der nun 53. SOF erfuhr der Bronzemedaillen-Gewinner von Palma de Mallorca (vor 3 Wochen) einen dramatischen Mix aus beachtlichen Erfolgswelle und Niederschlägen.
Philipp segelte über 8 von insgesamt 11 Wettfahrten die glanzvollste Serie. Er führte auch trotz beginnendem Stolpern nach 10 Wettfahrten noch knapp. Und das Schwachwind-Finale sorgt für weiteren Rückfall. Der Träger des Gelben Shirts verliert schließlich die Medaillenränge. Philipp dazu: „Ja natürlich, der verbliebene 4. Platz ist einerseits sehr gut. Aber zu gewinnen war allemal realistisch und möglich. Naja! Ist okay so.“
Am Start waren in der olympischen Laser-Klasse (Laser heißt zwischenzeitlich ILCA) 129 Boote aus 42 Nationen. Die Regattawoche über 11 geplanten Wettfahrten begann für Philipp mit einem Wettfahrtsieg. Und es folgt als schöne Abrundung des Auftaktes noch ein 3. Rang. Ergebnisse nach 2 Races bzw. 1. Tag
Am zweiten Tag lief es für den dreifachen deutschen Segler des Jahres noch perfekter: 2 Wettfahrtsiege an einem Tag und damit Tagesbestleistung. Ebenso auch Olympiasieger Matthew Wearn (Australien), der in einem anderen der insgesamt 3 Fleets segelte. Die beiden übernahmen punktgleich die Führung. Ergebnisse nach 4 Races bzw. 2. Tag
Am dritten Tag setzt der Sonthofener seine Siegserie beeindruckend fort: 2. und 1. Platz. Er führt nun und zum Ende der Qualifying-Serie das Teilnehmerfeld an. Mit nur 6 Punkten erneut gleichauf mit Wearn. Allerdings hat Philipp eine viel bessere Brutto-Punktzahl (nur 9 P.), denn er streicht zunächst einen 3. Platz als sein schlechtestes Ergebnis. Ergebnisse nach 6 Races bzw. 3. Tag
Auch in der ab dem 4. Tag neu erstellten Führungsflotte (Goldfleet, bestehend aus Teilnehmern nur des besten Drittels) lässt der Führende vom SCAI / NRV nichts anbrennen. In der nunmehr dreifach verdichteten Konkurrenz erkämpft er den 5. Wettfahrtsieg und einen 9. Rang. Mit dieser ununterbrochen stabilen Spitzenleistung bei durchwegs sehr guten und fairen Windbedingungen von mittelmäßig bis teils starkem Wind (3 bis 6 Beaufort) baut Philipp seine Führung aus. Es folgen Pavlos Kontides (Zypern, 2., +11 P.), Wearn ( 3., +16). Ergebnisse nach 8 Races bzw. 4. Tag
Doch am vorletzten Tag sollte die beeindruckende Erfolgswelle des Oberallgäuers abebben. Schwer vorhersehbare leichte Windverhältnisse, aber auch etwas defensivere Starts (Philipp: „Du willst natürlich nicht mehr zu viel Startschärfe riskieren.“) führten zu einem 29. (wurde Streichergebnis) und 19. Platz. Auch den Großteil aus der bisherigen Führungsriege ließen die schwierigen Windverhältnisse nicht ungeschoren, z. B. Wearn (14. und 15.) oder den späteren Gewinner Pavlos Kontides (17. und 7.). Nur die Engländer, Michael Beckett (2-mal 1.) und Eliot Hanson (3. und 2.) kamen mit den Gegebenheiten erstaunlich gut zurecht. Beide lieferten ihre bis dahin besten Tagesleistungen ab. Ergebnisse nach 9 Races bzw. 5. Tag Ergebnisse nach 10 Races bzw. 5. Tag
Spannender und schwieriger Endspurt
Für
das abschließende Finale (11. Wettfahrt) zeigte sich der Wind noch mehr von der unfreundlichen Seite. Angesagt war ein instabiler Wind um nur 5 kn (Knoten, ≙ 1-2 Beaufort) Stärke und zudem kräftigen Drehungen. Man könnte solch ungute Wettkampf-Bedingungen mit einem Weltcup-Skirennen vergleichen, wenn die Rennläufer im tiefen Schnee die Rennstrecke absolvieren sollten:

Vor allem die physische, sportliche Komponenten und somit auch das vollständige Leistungsspektrum bleiben bei solchen Grenzwertbedingungen leider außen vor.
Philipp hätte als noch knapp Führender seine Hauptgegner (Kontides (+ 0 P.), Hanson (+2. P.) und Hanson (3. Punkte) im Schach halten müssen, um seine Führung erfolgreich zu verteidigen. Diese Rechnung ging mit einem 8. Platz nicht auf. Ein 5. Rang hätte ihm zur Bronzene gereicht, zu Gold allerdings hätte er den Medalrace-Sieg benötigt. Nach Philipps grober Analyse sei der Ausgang aufgrund seines nicht optimalen Starts und insbesondere auch des grenzwertig schwachen Windes von nur „ ... 5 bis langsam abnehmend auf 3 kn.“ durchaus denkbar gewesen.
Nach allgemeinen Richtlinien für Wettfahrtleitungen gilt für den Wettfahrtstart die Mindestwindgeschwindigkeit bei 4 kn. Das war soweit erfüllt, falls ein weiteres Windabflauen als unwahrscheinlich anzunehmen ist.
Philipp blieb trotz seiner zwei schwarzen Tage immerhin noch der an sich sehr gute 4. Gesamtplatz. Trotz Enttäuschung über den Verlust einer Medaille wenigstens ein guter Trost und ein Beleg seiner exzellenten stabilen Leistung über das erste Dreiviertel der Regatta: Plätze 1, 3, 1, 1, 2, 1, 1, 9 und Führung bis zum Schluss in den Zwischenbilanzen. Er hätte gefühlsmäßig eigentlich eine Medaille verdient.
Gewinner der 53. SOF sind 1. Kontides, 2. Hanson (Medalrace-Gewinner), 3. Beckett. Die weiteren Platzierungen: 4. Buhl, 5. Wearn.
Gratulation der Führungsgruppe.
Philipps Trainingspartner Aaron Nik Willim (Deutschland) und Jean-Baptiste Bernaz (Frankreich) belegte den 8. bzw. 10 Rang. Für Willim war dieses sehr gute Ergebnis sein bisher bestes bei einem Weltcup-Event.
Ergebnisse ...
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