(San Francisco , 09./15.02.2013 (Text: Friedl Buhl, Bilder: Philipp Buhl und Veranstalter))
Den Quali-Bescheid bzw. das Ticket zum ofiziellen Wettbewerb um den RBYAC im September auf der Bay haben Buhl und Steuermann Erik Heil (NRV) mit ihrer Mannschaft selbst als Gruppensieger noch nicht in Händen. Denn das Prozedere sieht vor, dass zuerst noch die nächste Gruppe internationaler Teams in gleicher Art und Weise die „Selection Series“ durchlaufen und hierbei ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen müssen. Außerdem soll nach dem Plan von Hauptsponsor Red Bull bzw. seiner beauftragten Österreicher, Hagara und Steinacher (ehemalige Tornado-Olympiasieger), nicht nur das seglerische Endresultat alleine in die Qualifikations-Entscheidung einfließen. Ausschlaggebend seien auch der anfängliche Fitnesstest (laut Team-Koordinator Koy (STG) auch gut für die deutsche Mannschaft), die finanzielle Ausstattung der Team-Träger und noch weitere Faktoren, die nicht alle so genau bekannt sind und über die man teils auch spekulieren darf.
Erstaunlich ist die schnelle Entwicklung des STG/NRV-Teams, gestützt vom Sailing Team Germany und dem Norddeutschen Regattaverein. Buhl dazu: „Bei unserem Trainingstag bei 17 Knoten Wind (gut 4 Beaufort bzw. kräftige Brise), war unsere Besetzung noch nicht gut eingespielt, und wir hatten keine Chance, einen kurzen Up and Down-Kurs (erfordert schnell aufeinanderfolgende Manöver) sauber zu umsegeln. Da fehlte uns einfach die Übung.“ Die Australier galten anfangs als die Starken (Plätze 2, 1, 1 in der ersten Tagesserie). Doch am Ende mussten sie sich mit dem fünften Rang abfinden. Und die Deutschen waren auf dem Vormarsch an die Spitze.
Eine schwierige Sache war und blieb trotz enormer Fortschritte der Start. Dieser verläuft besonders in diesen schnellen und mächtigen Segelgeräten (AC45) äußerst komplex und erfordert besonders vom Steuermann viel Übung, ein ausgeprägtes Bootsgefühl (hinsichtlich Geschwindigkeit, Beschleunigung, Geometrien usw.), gute Nerven, Risikobereitschaft und nicht zuletzt auch vom Taktiker eine gekonnte Beobachtung und Leitung. Auch vom Scharfblick nach besserem Wind, den Strategieentscheidungen (z. B. wegen starken Meeresströmungen), aber auch den Manöverabläufen usw. hingen gute Resultate ab. Ein Auszug eines Resümees des Skippers im Verlauf der Serie macht weitere Punkte deutlich: „Erik steuert den Kat bisher sehr souverän. Die Crew ist motiviert und der Fortschritt war gut heute. Die Kommunikation an Bord muss noch stark verbessert werden.“
Nach gelungenem Auftritt beschrieb der Allgäuer, noch für ein paar Tage in Kalifornien weilend, seine Eindrücke. Nachfolgend einige Abschnitte hieraus: „Der Einblick in den America’s Cup war für mich eine sehr bereichernde Erfahrung.“ Eine AC45-Rennmaschine sei im Vergleich zum „Extreme 40“ (Großkatamaran, in dem die Mannschaft im Dezember vor St. Tropez erstmals trainiert hatte) „… wie der Vergleich eines Rennrads mit einem Mountainbike bei einer Straßentour.“ Zum Flügel des AC45 als Hightech-Alternative zu Tuch-Großsegeln üblicher Boote schwärmte Trimmer Buhl: „Der Wing generiert einen unglaublich gleichmäßigen Druck. Dadurch setzt der Kat jeglichen Winddruck direkt und sofort in Vorschub um. Das Gerät lässt sich (wegen der Wing-Eigenschaften) mit einer super konstanten Lage fahren.“
Nun sei die Selection Series des RBYAC „… zu Ende, und ich kann sehr zufrieden auf eine erfolgreiche Woche zurückblicken.“