3. Sailing World Cup 2017/18, Hyeres / Frankreich
(Vorspann- und Tagesberichte: Zuletzt aktualisiert am Mo., 30.04.2018)
(Hyeres,Frankreich, 24./29.04.2018 -- Text ©: Von Friedl Buhl, Bilder ©: (siehe Bildangaben))
Nun ist er wieder zu Hause, einerseits im Laser und andererseits auf dem klassischen Segler-Wettkampfrevier vor Hyeres, wo bei ihm immer wieder angenehme Erinnerungen an sehr schöne und denkwürdige Erfolge wach werden dürften.
Vor vier Wochen startete Philipp Buhl auf Bermuda bei der WM der Moth-Klasse. Seine Motte avancierte zwischenzeitlich zu einem liebgewordenen nebensächlichem Boot. Der Allgäuer mag eben auch berauschenden Speed, so auch im Winter auch Skiern. An der Cote d‘ Azur, im Rahmen der dritten Weltcuprunde der aktuellen Segelsaison, geht für den Olympiaklassen-Segler nun das Leistungssport-Leben wieder im Laser, in seiner Paradedisziplin weiter.
Als Philipp auf der berüchtigten südfranzösischen Seglerbucht nach seinem früheren Junioren-EM-Doppeltitel (2007) auch seinen ersten Weltcupsieg im Jahre 2012 errang, schrieb ein französischer Reporter: „Philipp seems to be at home in Hyeres.“ Wie treffend. Denn das Erzielen großer Erfolge ist auch mit Zuneigung zum Umfeld, einer heimischen Wohlfühlempfindung eng verbunden.
Erfolgsgarantie bedeutet dies indes keineswegs. Enttäuschende Niederlagen und unerfüllte Erwartungen und Hoffnungen blieben dem Allgäuer über rund 10 Jahre auch an seinem scheinbaren Heimatort Hyeres nicht erspart. Und dies auch in der Gegenwart, wovon im anschließenden Zwischenbericht näher die Rede ist.
Tagesberichte / Zwischeninfos zum 3. SWC, Hyeres 2018
Das Event begann am Dienstag, 24.04.2018 um 11:00 Uhr und endet am Sonntag mit dem Medalrace.
1. / 3.Tag (Di. / Do., 24. / 26.04.18), Opening Races 1bis 6
Wenn das letzte Quäntchen fehlt: Desaster mit Lichtblicken
Weit entfernt von der Erwartung an sich selbst vollzieht sich für Philipp die erste Halbzeit der französischen Weltcup-Regatta. Vorwiegend Über-20-Platzierungen passen nicht zu ihm. Und schon gar nicht, nachdem er in der Herbst- und Winterzeit keine längere Segelpause und sorgaltig athletisch trainiert hatte. Doch die besten Vorbereitungen nützen wenig, wenn der Fitnesszustand aus gesundheitlichen Gründen angenagt ist. Gestern noch gingen seine Überlegungen sogar bis zum Verzicht auf die verbleibenden Wettfahrten, um sich für die fast unmittelbar danach bevorstehende EM zu schonen und der Genesung bessere Chancen einzurämen. Philipp sagte: „Ich muss sehen, wie sich mein Gesunheitszustand entwickelt. Ich hoffe auch auf weiterhin nicht sehr viel Wind (den er sonst liebt). Stellt sich ein Aufwärtstrend ein, will ich natürlich gerne weiterkämpfen. Ich hoffe, es geht.“
In der ersten Wettfahrt segelte der Angeschlagene immerhin noch auf den 11. Rang. Das war in Anbetracht der uboptimalen Gegebenheiten mehr als in Ordnung. Doch die folgenden Ergebnisse lagen der Reihe nach über 20 und teils nur im Mittelbereich des 68 Boote umfassenden ungewöhnlich großen Fleets, in dem ein starker Nachwuchs und sämtlich weltbesten Laser-Athleten vertreten sind.
Einen hoffungsvollen und Lichtblick gab es in der fünften Wettfahrt. Sie endete für Philipp mit dem hervorragenden vierten Platz. In der Folgewettfahrt formierte sich wieder ein Dämpfer (36.). In der Zwischenbilanz des dritten Tages bzw. nach sechs von elf geplanten Wettfahrten bescherte ihm das den 18. Rang.
Bis dahin führen Jean Baptiste Bernaz (Hyeres/Frankreich) vor Lorenzo Brando Chiavarini (England) und Filip Jurisic (Kroatien). Der einzige weitere Deutsche und Trainingspartner von Philipp, Teodor Bauer liegt auf dem beachtlichen 26. Platz. In der dritten Wettfahrt konnte er den erstaunlich guten sechsten Rang verbuchen.
4.Tag (Fr., 27.04.18), Opening Races 7 und 8
Super! Philipp seems to be back
Es geht ihm wohl wieder deutlich besser. Offensichtlich gesundheitlich und nicht zuletzt wegen seiner vorzüglichen Tagesleistung. 1 und 7 Punkte. Nur der Norweger Hermann Tomasgaard brachte es in der Summe beider Wettfahrten auf einen Punkt weniger. Dafür konnte Philipp in der ersten Tageswettfahrt einen Sieg verbuchen. Und eine Wettfahrtsieg ist, so Philipp „... für mich schon immer eine besondere Freude. Besonders dann, wenn es sonst oder wie in meinem Fall, zuvor nicht gut läuft.“
Auch mit der zweiten Wettfahrt und dem sieben Platz konnte der wieder halbwegs Genesene absolut zufrieden sein. In beiden Wettfahrten lief alles ziemlich bzw. in der ersten Wettfahrt wirklich alles perfekt. Sonst lässt sich ganz besonders in der sehr leistungsdichten Männer-Laser-Klasse ganz vorne nichts abräumen. In der zweiten Wettfahrt gab es eigentlich nur eine Phase auf der ersten Kreuz, wo der Allgäuer ein paar Plätze eingebüßt hatte, die er nicht wieder gutmachen konnte. Und ein Fehler war das eigentlich nicht, sondern ein dezentes komplexes Windgeschehen, dass man kaum vorhersehen kann, um ihm wirksam zu begegnen.
Philipp ist mit seiner Tages-Topleistung um acht Positionen und somit mächtig nach vorne gesprungen, auf den zehnten Platz der Zwischenwertung. Auch an den Führungspositionen ergaben sich teils Veränderungen: Nach wie vor Erster ist Bernaz (Franreich), Jurisic (Kroatien) eroberte den zweiten Platz und der Neuseeländer Sam Meech verdrängte Chiavarini (England) und schob sich auf die dritte Position.
Philipps Trainingspartner Theo Bauer konnte sich trotz eines guten zwölften Platzen in der zweiten Wettfahrt (51. in der ersten Wettfahrt) nicht verbessern (26.).
5.Tag (Sa., 28.04.18), Opening Races 9 und 10
Philipp sichert sich Medalrace-Ticket
Mit dem sehr guten 5. Platz in der 9. Wettfahrt verbleibt Philipp trotz seines leider noch 30. Platzes im Abschluss-Fleetrace auf Position 10 der Zwischenbilanz. Er wird somit im Finale seine gesundheitlich noch etwas angekratze Form nochmals testen können und ganz sicher sein Bestes in die Waagschale werfen.
Ergebnisse nach 10 Wettfahrten
6.Tag (So., 29.04.18), Medalrace (gesamt 11 Races)
Topleistung im Finale - Zweiter
Beim abschließenden Medaillenrennen der besten Zehn bestätigt Philipp den Aufwärtstrend seines gesundheitlichen Zustandes, der ihn vor allem über die erste Halbzeit des Events erheblich beeinträchtigte. Der nun erzielte zweite Platz in der Weltspitzengruppe unterstreicht gleichzeitig die derzeit sehr gute Leistungsform.
Philipp segelt sofort nach der Startlinienquerung entschlossen und selbstbewusst zunächst sein eigenes Rennen. Jedoch behält er die Konkurrenten im Controlling-Blick und setzt sein geplantes Taktik- und Strategie-Konzept um. Durchwegs segelt der Allgäuer im Bereich der vorderen vier Positionen und führt zwischendurch auch das Feld an. Nach dem zweiten Kreuzen-Kurs rundet der Kroate Tonci Stipanovic als Erster. Im folgt mit etwa zehn Meter Rückstand Philipp und in ebenso großem Abstand Pavlos Kontides aus Cypern. Der bis dato Gesamtführende Jean Baptiste Bernaz (Frankreich) liegt auf Position sieben. Er muss sich wegen seines satten Punktevorsprungs noch keine großen Sorgen um den Gesamtsieg machen, wenngleich dies für ihn auch kritisch werden könnte.
Unter kräftigem Wind und der berüchtigten lebhaften Ostwindwelle vom freien Meer surfen die Laser auf dem zweiten und letzten etwa 1 km langen Vorwindkurs in Richtung Ziel. Die Führungsgruppe, Stipanovic, Philipp und Kontides schenken und nehmen sich im Schlussfight nichts an Abstandslängen. Philipp wechselt dabei zum Zwecke von Angriff auf Stipanovic und Kontrolle seines Verfolgers Kontides die Seiten.
Philipp kann sich im Ziel über den zweiten Platz freuen. Stipanovic gewinnt das Finalrennen. In der Abschlusswertung kann sich Philipp mit seinem Medalrace-Topergebnis um zwei Positionen auf den achten Rang verbessern. „Ich freue mich.“, kommentierte der noch nicht ganz Gesundete und sagte weiter: „ Ich bin jetzt in Anbetracht meines anfänglichen Handicaps sehr zufrieden.“
Auf das Podium des Weltcup-Klassikers von Hyeres schafften es allen voran der Lokalmatador Jean Baptiste Bernaz vor dem Olympiadritten Sam Meech (Neuseeland, im MR 7.) und Olympiasieger Tom Burton (Australien, im MR 3.).
Endergebnisse nach 11 Wettfahrten