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The America’s Cup: Synonym für Profisport, Musik in den Ohren von Segelperfektionisten, aber auch Inbegriff für hochkarätigsten Segelsport. In dieser Welt des extrem spezialisierten Segelns, sozusagen in der Formel I des Segelsports Fuß zu fassen, davon träumten nicht wenige der Topsegler und spezialisierte Hilfsathleten. Für die meisten blieb es jedoch beim Traum. Für den amtierenden und mehrfachen Europameister und Weltcupsieger im Laser, Philipp Buhl, sind schon mehrere seiner Seglerträume wahr geworden. Zu einigen steht die Verwirklichung noch aus oder es mag vielleicht auch beim davon Träumen bleiben. In dieser Hinsicht rückte für ihn unerwartet eine sehr attraktive Möglichkeit in Sichtweite. Eine Sache, die für den Sonthofener Sportsoldaten einen Weg dorthin ebnen könnte, wo insgeheim eines seiner ganz großen Ziele gesteckt ist: Segeln um die historisch wie aktuell bedeutsamste und zudem älteste aller Trophäen des professionellen Segelsports – the America’s Cup. Noch ist es längst nicht so weit und es gab von Buhl aus auch keine gezielten Bemühungen. Aber dem Allgäuer bietet sich in diesem Jahr die einmalige Chance, sich als Taktiker und Skipper in Tuchfühlung mit dem berühmten America’s Cup zu bewähren. |
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(Sonthofen, Hamburg, San Francisco, 01.2013 (Text: Friedl Buhl)) Zum ersten Mal in der über 160-jährigen Geschichte des America’s Cups wird es zu diesem pestigeträchtigen Event einen Vorstufenwettbewerb für die talentiertesten Nachwuchssegler geben. Youth America’s Cup lautet die Zauberformel, der sich Red Bull als oberster Sponsor verschrieben hat. Teams aus aller Welt konnten sich letzten Jahres um eine Teilnahme bewerben, allerdings wegen der extrem teuren Hightech-Segelgeräte und der aufwendigen Vorbereitungen mit sehr hohem finanziellen Budget-Einsatz verbunden. Dem Norddeutschen Regattaverein (NRV) aus Hamburg sowie dem Sailing Team Germany (STG) und nicht zuletzt der finanziellen Unterstützungsbereitschaft von Oliver Schwall und Arne Dost als Privatpersonen (beide für das STG tätig) ist es zu verdanken, dass auch ein deutsches Team ins Spiel kam. NRV-Sportdirektor Klaus Lahme und Team-Koordinator Markus Koj (Starbootsegler, STG) hatten umgehend das Laser-Ass Philipp Buhl und den 49er-Weltcupsegler Erik Heil (NRV) ins Topteam der insgesamt sechsköpfigen Mannschaft plus zwei Ersatzmänner berufen. Alle Mannschaftsmitglieder müssen das Alterskriterium von 19 bis 24 Jahren erfüllen. Über 30 Mannschaften haben sich für den Red Bull Youth America’s Cup zu qualifizieren versucht. Das NRV/STG-Team mit Buhl und Heil in den wichtigsten Positionen trainierte in einem gecharterten Großkatamaran im Dezember auf dem Mittelmeer vor Saint-Tropez. Das dort dringend nötige Spezialtrainings-Programm wurde jedoch weitgehend vom zu starken und sehr böigen Winde verweht. Nur an zwei Tagen konnte geübt werden und dies teils grenzwertig und nicht ungefährlich für die Mannschaft und das technische Equipment. Nach fachmännischen Sichtungen und Kriterienüberprüfungen durch die Vertreter des Red Bull America’s Cups, Roman Hagara und Hans-Peter Steinacher aus Österreich (ehemalige Olympiasieger im Tornado-Katamaran), gab es schließlich für zwölf Jugend-Nationalteams grünes Licht für die Teilnahme bei den „Selection Series Trials“ anfangs Februar vor San Francisco (Kalifornien). Das NRV/STG-Team hat die Qualifizierungshürden geschafft, Buhl und Heil sind mit ihrer Mannschaft in der Vorrunde dabei. Sie werden vom 09. bis 15. Februar in der San Francisco Bay zusammen mit den anderen Teams und AC-Spezialisten Segel- und Wettkampfrainings absolvieren. Im Block der Deutschen wurde auch Australien, Österreich, Dänemark, Neuseeland und Südafrika gesetzt. Gesegelt wird in AC45-Rennkatamaranen, die auch im originalen America’s Cup, der „AC World Series“ im Einsatz sind. Von den insgesamt zwölf Teams bei den „Selection Series Trials“ werden vom Veranstalter sechs ausgewählt. Diese werden mit mehreren bereits nominierten Teams (aus USA, SWE, NZL FRA und CHN), die direkt von erfahrenen Seglern aus der „AC World Series“ trainiert und supported werden, beim Red Bull Youth America’s Cup im September zum eigentlichen Wettbewerb am Start sein. Für das deutsche Team wird es eine sehr schwere Prüfung werden. Vor allem fehlt es der Mannschaft an der dringend nötigen Übung mit dem für sie völlig neuartigen und hochspezialisierten Highspeed-Segelgerät. Teamchef Buhl: „Wir konnten in Saint-Tropez nur in einem ähnlichen Kat trainieren und dies wegen zu starker Winde kaum. In San Franzisco segeln wir zum ersten Mal in diesem Katamaran-Monster AC45, der bis an die 80 km/h schnell werden kann. Die segeltechnischen Anforderungen sind für uns weitgehend Neuland, und diese sind in jeder Hinsicht extrem. Unsere Erfolgserwartungen bezeichne ich daher als gedämpft.“ Andere Teams haben erheblich mehr Trainingsmöglichkeiten wahrnehmen können. „Trotzdem sind wir zuversichtlich. Vielleicht helfen uns andere seglerische Fähigkeiten, mit denen wir sicher nicht schlecht ausgestattet sind. Wir hoffen, dass es gut läuft.“, so Skipper Buhl. In der ersten Phase der Vorbereitungen an der Cote d‘ Azur bestand bei Buhl und Heil noch das gemeinsame Interesse am Steuern der Rennyacht für das bevorstehende Abenteuer. Ein interner Wettbewerb während der Vortrainings sollte klären helfen, wer von den beiden sich eventuell besser eignet. Für Heil sprach nach Einschätzung von Lahme die Steuermannserfahrung im 49er-Skiff, für Buhl die deutlich breiter gefächerte Steuererfahrung in verschiedenen Booten und Yachten und nicht zuletzt seine stattliche Palette internationaler Erfolge. Da der Trainingsumfang in Südfrankreich wetterbedingt stark reduziert werden musste und schließlich die Zeit davon lief , überließ Buhl vorab seinem Teampartner Heil die Steuermannsrolle mit dem Hinweis: „So gerne ich auch das Ruder bedienen würde. Aber jetzt noch intern um eine Rollenverteilung zu wetteifern, halte ich für kontraproduktiv. Die Einarbeitungszeit ist zu knapp. Wir müssen jetzt schnellstens in unsere endgültigen Aufgabenbereiche.“ Somit steuert Heil und Buhl übernimmt die Funktion des Skippers und Taktikers. |
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Presseecho: AZ Oberallgäu-Sport (06.02.2012 |
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