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Buhls Qualifying
höchst überzeugend,
Finalserie etwas zu holprig
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Den Start in die neue Saison hatte sich Philipp Buhl sicherlich anders vorgestellt. Unter 119 Seglern aus 40 Nationen verfehlte er um nur einen Punkt die Eintrittskarte ins Finale äußerst knapp und landete auf dem elften Rang. In der ersten Hälfte der Weltcup-Regatta dominierte dagegen der Elitieteam-Segler der Deutschen Nationalmannschaft und zog als Bester ins Goldfleet ein: „Ich wollte natürlich ins Finale und liebäugelte auch mit einem Medaillenrang. Dies ist mir trotz eines sehr zufrieden stellenden Einstiegs leider nicht gelungen.“, resümierte der Sonthofener. |
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(C’an Pastilla/ Mallorca, 01./06.04.2013, ( Text u. Bilder: Friedl Buhl)) Buhl segelte über die ersten sechs Wettfahrten (Qualifizierungs-Serie), wie man es besser kaum machen kann. Am ersten Tag errang er unter extrem Kräfte zehrenden Wind- und Wellenbedingungen zwei Wettfahrtsiege. Nebenbei bemerkt, konnten sich die Segler aller drei modernen olympischen Klassen (die Skiffs: 49er und 49er FX sowie die Katamarane Nakra 17) noch ausruhen, weil sie wegen der für sie zu scharfen Bedingungen (5 bis gut 6 Beaufort und zu hohen Wellen) nicht auf’s Wasser wagen konnten. Fortan gab Buhl das gelbe Trikot des Spitzenreiters über die zwei Folgetage nicht mehr ab. Neben einem kleinen Ausrutscher (18.) erzielte einen weiteren Wettfahrtseieg sowie einen 2., und 4. Rang. Damit schloss er im Qualifying als Bester ab. Im Zwischenklassement folgten Andy Maloney, Sam Meech (beide Neuseeland) und Tom Burton (Australien). In der nun folgenden Finalserie über fünf Wettfahrten fielen die Ergebnisse für den Sonthofener sehr gemischt aus. Neben einem weiteren Sieg und achten Rang musste er auch einen 24. Platz hinnehmen. Damit verliert er die Führung und fällt im Zwischenresultat auf Rang drei zurück. Am zweiten Tag der Finalrunde ereignet sich ein bitteres Desaster für den Segler vom Alpsee. In der ersten Wettfahrt vermasselt ihm ein starker unvorhersehbarer Winddreher kurz nach dem Start jegliche Chancen auf eine ordentliche Platzierung. Buhl hatte zwar noch viele Plätze aufgeholt, wurde aber trotzdem nur 30. Er erklärt: „Mehr war unmöglich noch zu machen. Wir alle auf der linken Seite waren hoffnungslos abgeschlagen.“ Für die letzte Wettfahrt der Finalserie benötigte Buhl nochmals ein gutes Ergebnis. Er passiert das Ziel als Dritter. Das hätte nun spielend leicht gereicht. Aber so sollte es nicht kommen. Erst wieder an Land, erfuhr der heute offensichtlich vom Pech Verfolgte, dass es sich bei ihm um einen Frühstart gehandelt haben soll. Mit dieser Wettfahrt-Disqualifikation verfehlte Buhl bei 62 Nettopunkten nur um einen Punkt den zehnten Rang und damit die Zulassung ins Finale.
Schlussendlich gewonnen haben Maloney vor Burton und Meech. Die Plätze von Buhls Kaderkollegen: Tobi Schadewaldt (34., Hamburg), Fabian Gielen (53., Lindau) und Niels Herrmann (86., Berlin) Man kann folgern, Buhl wurde in eklatanter Weise zum Benachteiligten des neuen und in der Fachwelt sehr umstrittenen Bewertungsformates, das der Weltseglerverband (ISAF) mit der Intention von höherer Publikumswirksamkeit erfunden hat und nun in der Praxis testen will. Der Online-Berichterstatter segelreporter.de schrieb: Buhl sei das das prominenteste Opfer des neuen Formats“.
Mit dem modernen Bewertungssystem wird nämlich die Endphase einer Regatta auf Kosten der Einstiegsphase um ein Mehrfaches aufgewertet. Buhls Führung über das gesamte Qualifying (sechs von elf Wettfahrten) war neuerdings nicht mehr viel Wert, da diese Wettfahrten zu einer zusammengefasst werden. Und diese kann im Bedarfsfall auch noch gestrichen werden (damit wertlos). Nach dem traditionellen Format wäre Buhl als Fünftplatzierter ins Finale eingezogen. Nun hat er trotz vier und gleichzeitig den meisten Wettfahrtsiegen sowie drei weiteren guten Top-Ten-Plätzen das Finale verfehlt. Buhl sieht es, wie viele andere Kritiker aus der Seglerwelt, wenn er sagt: „Das neue Bewertungsformat taugt nicht; es gefällt mir nicht. Es wird dem Segelsport nicht gerecht, weil die Zufallsfaktoren (gemeint sind Windstärkeschwankungen, -vorlieben, Winddreher, Unsicherheiten bei der Startkontrolle usw.) nicht mehr den dringend gebotenen Ausgleich finden.“
Bliebe es bei der Neufassungg des Bewertungsmodus, würden künftig wohl des öfteren Endergebnisse resultieren, von denen man beispielsweise den Eindruck gewinnt, das ist unverdient oder da hat der Segler am Schluss Glück oder Pech gehabt. Genau dies gilt es – höhere Mediewirksamkeit hin oder her – im Interesse einer gerechten Leistungsbewertung zu vermeiden.
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