Kennt Philipp Buhl einen optimalen Pfad? Auf jeden Fall gilt: Alles in die Waagschale! (Tagesberichte)
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* 1. Tag: Solider Einstieg mit Topleistungs-Einlage >>>
* 2. Tag: Mit stabil guten Leistungen Rang 13 bestätigt >>>
* 3. Tag: Gemischte Ergebnisse - nicht zufrieden. Weiterhin 13. Platz >>>
* 4. Tag: Ein schöner Tag! Buhl stößt in die Zehnerriege >>>
* 5. Tag: Holpriger und unbefriedigender Vorschlusstag. Medalrace adieu. >>>
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Früher hieß sie „Semaine Olympique Francaise“, die Weltcup-Regatta in Hyeres. Dieser Name wurde dem in La Rochelle neu etablierten französischen EROSAF „Champions Sailing Cup“ vermacht, nachdem die ISAF unverständlicherweise die Weltcup-Events von sieben auf fünf dezimiert, drei in der klassischen Hochburg Europa gestrichen und eine neue in China installiert hat. Unabhängig von einem spezifischen Namen ist die frühere SOF an der französischen Cote d’Azur noch immer was sie war: Der Klassiker, das renommierteste Event unter den Weltcups der olympischen Segler. Aus dieser Sicht etwa vergleichbar mit den berühmten und berüchtigten Herren-Abfahrtsrennen in Kitzbühel und Wengen.
Von den Seglern der Weltelite fehlt hier im Normalfall keiner. Das hohe Anforderungsniveau aus Revier- und Konkurrenz-Sicht sowie die interessante Kulisse lässt sich keiner freiwillig entgehen. So sind in der Laser-Klasse beispielsweise die ersten 20 des Worldrankings lückenlos vertreten. Insgesamt werden auf der Laser-Bahn „DELTA“, 5 km vor dem Hafen von Hyeres, 128 Athleten (Quote auf 120 begrenzt) aus 44 Nationen, eingeteilt in voraussichtlich zwei Fleets, am Start sein. Geplant sind elf Fleet-Races und ein Medalrace als Finale. Natürlich hat Philipp Buhl – so kennt man ihn – einiges in luftiger Höhe in seinen Fokus genommen. Man könnte es so beschreiben: Alles in die Waagschale – was immer auch kommen mag! |
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(Hyeres, Cote d'Azur / Südfrankreich, 21./26.04.2014 (Text: Friedl Buhl; Bilder: Jens Hoyer und F. Buhl))
Keinen Auftakt zum himmelhoch Jauchzen, aber einer, mit dem man – wie Philipp Buhl bewertet: „… recht zufrieden sein kann.“ Mit einem zwölften und zehnten Rang lief bei mittlerem bis kräftigem Ostwind jeweils nicht alles ganz rund. Bei der ersten Wettfahrt kam es an der ersten Luvmarke zu einer außergewöhnlich hohen Verdichtung. „Es war einfach unmöglich, auf die Leeline in den freien Wind hinauszuwenden. Ich musste mit den starken Abwinden klarkommen“, berichtete Buhl. Das kostete ihn mindestens zehn Plätze und bescherte ihm die etwa 25. Position, bevor es auf den Reacher abging. Hier und auf den weiteren Kursabschnitten holte Buhl schrittweise bis auf den 12 Rang auf. In der zweiten Wettfahrt musste er trotz einwandfrei gelungener Startphase dennoch nach etwa 100 m auf einen Schaden begrenzenden Notpfad ausweichen. Grund: Ruderpinne kurz aus der Hand gerutscht. Das kostet ein paar Meter und das reicht zum Wegsacken von der dicht besiedelten Frontline. „Dann bist du erstmal weg von der vorderen Tapete.“, betont Buhl. Er rundet als knapp Zwanzigster und beendet die Wettfahrt als Zehnter.
Im Zwischenklassement liegt Buhl nach drei Wettfahrten an 13. Position. Es führt Lokalmatador Jean Baptiste Bernaz (Hyeres) vor den beiden Australiern Matthew Wearn und Tom Burton. Zwischenresultat am Ende des Tages **********
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2. Tag (Dienstag): Qualifying Races 4 und 5
An den Führungspositionen hat sich einiges geändert. Nur Tom Burton (Australien) konnte sich weiterhin behaupten, und dies mit einer Verbesserung auf Platz zwei. Die Führung übernahm der Weltranglistenführende Tonci Stipanovic (Kroatien). Robert Scheidt hat sich auf die dritte Position vorgekämpft. Morgen beginnt die Finalserie mit sechs geplanten Wettfahrten. Zwischenresultat am Ende des Tages **********
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3. Tag (Mittwoch): Finale Races 1 und 2 (gesamt 6 bis 7) Mit Sonne pur und mittelstarkem bis kräftigem Thermikwind, der zunächst auf sich warten ließ, blieben bezüglich der Bedingungen wohl bei niemandem Wünsche offen. Weit weniger in Erfüllung gingen die Erwartungen bei Philipp Buhl und sicherlich zahlreichen weiteren Seglern. Ein Goldfleet mit der ungewöhnlichen hohen Anzahl von 62 Booten hat es natürlich voll in sich, so dass bereits kleiner Fehler mit unter satt „bestraft“ werden. Dies musste Buhl mit einem 48. Platz in der ersten Wettfahrt schmerzlich spüren. Einen Teil dazu beigetragen hat auch das rücksichtslose und unfaire Rauben der Innenposition am dicht besiedelten Leegate durch einen Konkurrenten, der nach erfolgreichem Protest für diese Wettfahrt disqualifiziert wurde. Nun hat Buhl ein Negativergebnis, gegen das ein Streicher einen wichtigen Ausgleichsdämpfer darstellt. Im zweiten Race hätte für Buhl der Start etwas besser verlaufen können. Die Korrekturmaßnahmen sind jedoch einigermaßen geglückt und er konnte, auch aufgrund einer taktisch cleveren Pfadfindung auf der Startkreuz, immerhin als Zwölfter an der Luvboje runden. Bis ins Ziel kam dann leider noch eine kleine Verschlechterungspackung hinzu: Rang 18. Für ein Goldfleet-Race ist Top Twenty durchaus noch grüner Bereich, etwa wie im Qualifying Top Ten. Die Konkurrenzdichte ist eben schlicht doppelt so hoch. Der Allgäuer blieb mit diesen gemischten und insgesamt gesehen nicht zufrieden stellenden Resultaten weiterhin auf dem 13. Rang. Es bleibt die lebhafte Hoffung auf den neuen und hoffentlich auf einen guten Tag. Es ist noch nicht zu spät. Die ersten Positionen wurden ordentlich durcheinander gewirbelt. So wurde der gestern noch führende Kroate aufgrund von zwei Platzierungen um Mitte 20 auf den sechsten Platz nach hinter gereicht. Auch Scheidt rutschte augrund eines Ausrutschers aus den Podesträngen heraus. Überzeugend behaupten konnte sich hingegen Burton mit der Fortführung seiner bilderbuchhaften stabilen Topleistung. Er führt nun vor dem Neuseeländer Andy Maloney und Rutger van Schaardenburg aus den Niederlanden. Zwischenresultat am Ende des Tages **********
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4. Tag (Donnerstag): Finale Races 3 und 4 (gesamt 8 bis 9) Nun gelingt eine Art Wende. Entschlossen kämpft sich Philipp Buhl nach vorne unter die Top Ten. Nach zunächst langem Abwarten auf wenigstens eine dezente und gut segelbare Seabreeze und bis dann die Wettfahrtleitung (mit dem Beginnen eindeutlich zu zauderlich) die beiden Laser Radial-Fleets der Damen zweimal über den Kurs geschickt hatte, wurde die Herren im Laser Standard auf’s Wasser geordert. Der erste Start erfolgte erst um 17:18 Uhr, bei Abendstimmung. Der Wind war mit 3 Beaufort in Ordnung. Im gnadenlosen Goldfleet segelt Buhl einen sehr guten 10 Platz. Rundung der ersten Luvmarke allerdings erst an 18. Stelle, obwohl bis dahin eigentlich nichts Auffälliges schief gelaufen ist. Auf dem Raum- und Vorwindkurs hat Kämpfer Buhl sich dann auf die zehnte Position gebogen. „Dann war einfach Anschlag. Mit diesem Platz bin ich zuächst durchaus zufrieden.“ räumt der Sonthofener ein. Start zur zweiten Wettfahrt nach Sonnenuntergang. Der Wind ließ ein paar Knoten nach, ein Zeichen seiner Ausklangstimmung. Für das Silberfleet signalisierte die Wettfahrtleitung zuvor schon Feierabend. Die Segler durften / mussten nach nur einer Wettfahrt an Land.
Kurz vor 20 Uhr war es dann geschehen. Buhl besiegelt den hervorragenden vierten Platz und macht damit seine Zielsetzung wahr. Zwei Positionen hat er auf der letzen Kreuz noch eingebüßt, aber eine wieder auf dem Vorwindkurz gegen den gesamt führenden Burton zurückerobert. Von Anfang an lief alles ziemlich perfekt. „Hast du meinen Start gesehen?“ frag mich Philipp danach. … Und weiter: „Der war doch so was von geil! Keine drei Sekunden nach dem Startschuss Wende. Und dann weg.“ ( über die Frontline des Feldes). Und das in dieser Flotte. Da kommt es auf Sekundenbruchteile, auf Flinkheit, auf absolute Wachsamkeit und Kurzentschlossenheit an. Und dabei darf nicht das Geringste klemmen. Aber auch ein perfekter Start ist noch nicht alles. Der sich restlich vom Thermikeinfluss verabschiedende Gradientwind pendelte um über 20°. Erspürt und findet der Segler diesen Rhythmus nicht sofort, kann umgehend eine Großbaustelle eröffnet sein.
Mit weiteren zwei Wettfahrten endet heute die Finalserie. Zwischenresultat am Ende des Tages **********
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5. Tag (Freitag): Finale Races 5 und 6 (gesamt 10 bis 11) Leider ist die Regatta für Philipp Buhl wegen einer Frühstart-Disqualifikation (BFD) in der elften Wettfahrt bereits nach der zehnten vorzeitig zu Ende gegangen. Das Startprozedere zu dieser letzten Finalwettfahrt war einfach beispiellos krass. Erst im sechsten Anlauf ließ der Wettfahrtleiter das Feld endgültig passieren und auch hier waren noch Frühstarter dabei. Zuvor immer wieder Gesamtrückruf wegen Voreiligen, die mit BFD bestraft wurden, soweit sie gesehen werden konnten. Es gab offensichtlich wieder zahlreiche Teilnehmer – und vermutlich trägt hierzu das sehr große Goldfleet mit diesmal 50 % der Teilnehmerschaft entscheidend bei – die über Hopp oder Top in der letzten Wettfahrt ihrem Verlauf noch die bestmöglich Wende verpassen wollen. Bedauerlicherweise ziehen diese Segler aufgrund ihrer schlechten Timingdisziplin auch ihre nächsten bis übernächsten Startliniennachbarn notgedrungen zu früh mit nach vorne. So können beispielsweise fünf solcher Effekte verursachen, dass bis zu einer Hälfte eines Feldes zu früh abzieht.
Und zum Schluss der Fleet-Races die bereits beschriebene Startkatastrophe 18 Segler und darunter auch für Buhl. Ihm hätte ein zehnter Rang in der letzten Wettfahrt zum Medalrace-Ticket genügt. Oder der Ausrutscher auf den 48. in der sechsten Wettfahrt hätte unter Einrechnung des BFD ein zehnter Platz sein müssen. Beides ist für Buhl durchaus erreichbar. Statt Medalrace heißt es nun, sich mit dem 14. Platz zufrieden geben zu müssen. Dies liegt unter seinen Erwartungen. Nun heißt es für ihn nach der Mallorca-Regatta erneut, ursächliche Punkte weiter zu analysieren und an den nötigen Verbesserungen arbeiten, um wieder ganz vorne mitmischen zu können. Zwischenresultat am Ende des Tages **********
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Links zu diesem Event:
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Das war’s vom Sailing Worldcup in Hyeres. Danke für euer Interesse. Grüße aus Südfrankreich
Euer Berichtverfasser
Friedl Buhl
Vom Sailing Worldcup in Hyeres herzliche Grüße an alle meine Partner und Förderer, Fans und Gönner sowie meine Freunde und Bekannten und natürlich nicht zuletzt meinen Segelclub Alpsee Immenstadt (SCAI).
Sicherlich habt ihr mir wieder fest die Daumen gedrückt. Vielen Dank!
Bis zum nächsten großen Event, der EM in Kroatien
Euer Segler
Philipp Buhl
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Philipp Buhl eröffnet anschließend Einblicke in seine Empfindungen während wichtiger Stationen der Weltcup-Saison und danach.
Darunter ein Kommentar
(F. Buhl)