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Nach schwerer Anfangsbelastung segelt der Wind-Allrounder mit mentaler Stärke und seglerischem Können zielstrebig zu Gold
(Gesamtbericht)
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Schon als Junior wollte er gerade bei der Heimregatta Kieler Woche, der größten und wichtigsten Laser-Regatta Deutschlands, gut abschneiden. Diese Vision wurde zunehmend Wirklichkeit. Der Sonthofener Philipp Buhl, der für den Segelclub Alpsee Immenstadt (SCAI) startet, gewann auf der Kieler Förde in vier Jahren ohne Unterbrechung Bronze, Silber, und zweimal Gold. Was lag nun näher, als in diesem Jahr den Kieler Woche-Titel ein drittes Mal in Serie zu ersegeln. Und der Allgäuer stand offen zu seinem Plan. Im Interview von Kieler Woche-TV sagte er. „ Ich will hier gewinnen. Ja – ich muss gewinnen.“ |
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(Kiel Schilksee / Ostsee, 21./25.06.2014 (Text und Bilder: Friedl Buhl)) Der erste Tag hätte für Buhl kaum negativer verlaufen können. Beim ersten Race bekam er einen Penalty der Jury (gelbe Flagge mit 720°-Strafkringel). Dies kostete zunächst 5 Plätze. Trotzdem war er als Dritter im Ziel. In der Folgewettfahrt erneut die gelbe Flagge mit der nun verschärften Folge einer Disqualifikation für diese Wettfahrt und schließlich 48. Rang nach dem Auftakttag. Die Jury sah trotz des kräftigen Windes bei ihm zuviel bzw. unerlaubten Körpereinsatz. Zusätzlich sehr belastend war das nun fortwährend über ihm schwebende Damoklesschwert, denn ein dritter Penalty würde Ausschluss vom Event bedeuten. Buhl musste diesen denkbaren Worst Case mental verdrängen, sollte es keine negativen Auswirkungen auf seinen Speed haben. Hohes Sonderrisiko begleitete ihn also fortan. Der amtierende „Segler des Jahres“ durfte sich mit Blick auf seine Sieg-Zielsetzung für die sieben weiteren Wettfahrten nun keinen Patzer irgendwelcher Art mehr erlauben, sonst wäre sein Traum vom Hattrick wohl definitiv zu Ende. Am zweiten Tag lieferte der Sonthofener bei Starkwind (Windstärke 5 bis 6 und in den Böen 7 Beaufort) eine konstant gute bis sehr gute Leistung ab. Mit den Platzierungen 3, 5 und 7 beförderte er sich schrittweise vom 48. auf den 6. Rang vor.
Der Folgetag – die Finalserie hatte jetzt begonnen - lief für den WM-Dritten fast perfekt. Im ersten Rennen führte er bei erneut starkem Wind und hoher Welle einen Start-Ziel-Sieg mit beeindruckendem Vorsprung von über einer halben Minute vor. Anschließend war Buhl erneut über den halben Kurs in Führung, büßte sie dann aber doch gegen den Norweger Mollatt ein und wurde Zweiter. Im dritten Tagesrennen musste Buhl bereits am Start und auf der Startkreuz mit einigen Ungereimtheiten klar kommen. Er rundete im Luv daher nur als Zehnter, bügelte aber auf den weiteren Kursen bis auf Platz fünf wieder aus. Mit diesen Ergebnissen war Buhl Tagesbester. Im Zwischenklassement rückte er nun an die Fersen des noch immer mit deutlichem Punktevorsprung führenden Karl-Martin Rammo aus Estland. Am letzten Tag der Finalserie präsentierte sich die Kieler Förde unter Leichtwind, welcher nur noch eine von zwei geplanten Wettfahrten ermöglichen sollte. Buhl, zweifellos ein Windspezialist, bewies seine Stärken nun als Wind-Allrounder. Bei sehr schwierig unter einen Hut zu bringenden Bedingungen (Meeresströmungen, instabile Windverhältnisse, Gegnertaktik generell, Fokus auf Hauptgegner) passierte der Segler vom Alpsee in ausgeklügelter Fahrweise mit drittbester Zeit das Ziel. Der führende Rammo (nur 15.) war um drei Punkte geschlagen. Buhl durfte zum doppelt zählenden Medaillenrennen (Finale) ins gelbe Trikot schlüpfen und dem Estländer das blaue des Zeitplatzierten übergeben. Zum Finale herrschte instabiler Schwachwind auf der TV-Bahn vor dem Olympiahafen Kiel Schilksee. Buhl zeigt Nervenstärke und segelt ein geniales wind- und gegnertaktisches sowie segeltechnisch äußerst feinfühliges Rennen. Er wird Dritter, Rammo Fünfter; ein Italiener gewinnt. Das reicht dem Favoriten zum souveränen Gesamtsieg. Dieser war mehr als ein Sieg. Der Sieg war ein von Buhl offen anvisierter Hattrick, zielstrebig realisiert und wegen des schwer belastenden Fehlstartes zum Eventbeginn an Spannung kaum zu übertreffen. Urteil des mit sich sehr zufriedenen und glücklichen Siegers: „Ich bin cool gesegelt hier in Kiel. Wollte beim Heimspiel einfach noch einmal gewinnen.“ |
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